Verwirrung um Vertrag zwischen Iran und Total

■ Oppositioneller Bani Sadr glaubt, daß Irans Außenminister Welajati Europa spalten will. Der brüstet sich mit Milliardenvertrag. Erdölunternehmen dementiert

Paris (taz) – Ein Erdgasabkommen im Wert von 20 Milliarden Francs (5,9 Milliarden Mark) — das größte Geschäft seit der Proklamierung der Islamischen Republik im Jahr 1979 — will der Teheraner Außenminister Ali Akbar Welajati mit dem französischen Mineralölkonzern Total unterzeichnet haben. Die Pariser Zentrale des Konzerns dementierte umgehend. „Es gibt überhaupt keinen Vertrag“, versicherte ein Sprecher.

Die Erschließung des fraglichen Erdgasvorkommen im südlichen Pars-Feld am Golf ist seit längerem im Gespräch. Der Teheraner Erdölminister, der händeringend nach Investoren sucht, sprach mehrfach von kurz vor der Untezeichnung stehenden Verträgen — deren Höhe allerdings weit unter der jetzt von Welajati genannten lag. Unter anderem soll das Thema auch vor einer Woche auf einem internationalen Treffen in der iranischen Stadt Isfahan diskutiert worden sein, berichtet die britische Zeitung The Guardian. In Isfahan seien neben sieben OPEC-Vertretern auch zahlreiche internationale Mineralölkonzerne vertreten — unter anderem Beobachter der drei US-amerikanischen Konzene Mobiloil, Amoco und Conoco — obwohl sie laut US-Recht keine Geschäfte mit dem Iran machen dürfen.

Der Konzern Total hatte bereits 1995 gegen US-amerikanischen Protest einen Vertrag in Höhe von 600 Millionen US-Dollar mit der iranischen Erdöl-Gesellschaft NIOC unterzeichnet, der ihm die Entwicklung der Off-shore-Förderung in Sirri A und E sicherte. Seither hat Total das malaysische Unternehmen Petronas mit 30 Prozent als Partner in die Förderung hineingenommen. Sie soll bereits 1998 beginnen und dem französischen Konzern für fünf Jahre ein Drittel der Produktion sichern. Sirri A und E gehören mit 485 Millionen Tonnen Rohöl zu den größten Feldern im Golf.

Irans Außenminister Welajati hatte seine Mitteilung über den Vertrag mit Total, die am Sonntag in sämtlichen iranischen Medien erschien, mit neuen Drohungen und Forderungen an Europa und besonders an Deutschland verbunden. Unter anderem verlangte er die Annulierung des Gerichtsurteils im Mykonos-Prozeß.

Der im Pariser Exil lebende frühere iranische Staatspräsident Abol Hassan Bani Sadr hält das Interview von Welajati für ein „Manöver“. Ziel sei es, der eigenen Öffentlichkeit weiszumachen, daß Europa weiterhin Geschäfte mit dem Iran führe. Außderdem könne er eine Spaltung zwischen Deutschland und den anderen Ländern erreichen, erklärte Bani Sadr gegenüber der taz. „Aber wenn Deutschland hart bleibt“, sagte Bani Sadr, „wird Frankreich nichts tun, was Schwierigkeiten mit Bonn bringen könnte.“ Dorothea Hahn