Das Portrait
: Der Mann für harte Zeiten

■ Rolf E. Breuer

Rolf E. Breuer Foto: Reuter

Ein Generationswechsel hat nicht stattgefunden an der Spitze der Deutschen Bank. Rolf E. Breuer (59) ist seit gestern Vorstandsvorsitzender und folgt Hilmar Kopper (62) nach, der auf der Hauptversammlung in Frankfurt zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gekürt wurde. Breuer also für Kopper auf dem Vorstandssessel, Kopper im Aufsichtsrat als Oberaufseher für Breuer. Die Deutsche Bank sei eben ein konservatives Geldinstitut, konstatierte Kopper. Personelle Revolutionen finden nicht statt. Sanfte Evolutionen schon. Breuer ist als Wertpapierhändler für die Banker vom Main offenbar der bessere Mann in harten Zeiten, in denen sich Konzerne und Banken an der Wohlfahrt der Aktionäre orientieren. Er werde die Zielsetzung von Breuer, die Deutsche Bank bis zur Jahrtausendwende unter die ersten zehn Investmentbanken der Welt zu bringen, voll unterstützen.

Breuer war zuvor im Vorstand für das Investmentbanking zuständig. Er ist verantwortlich für den Fondsskandal bei der Deutschen Morgan Grenfell in London. Das Mißmanagement bei der Tochter der Deutschen Bank, die das Investmentbanking international betreiben sollte, kostete die Deutsche Bank im vergangenen Jahr mehr als eine Milliarde Mark. Auch die fehlgeschlagene feindliche Übernahme von Thyssen durch Krupp/Hoesch unter Einflußnahme der Deutschen Bank ging auf Breuers Kappe. Stallgeruch – eine notwendige Bedingung für einen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank. Denn wie Kopper ist Breuer ein Eigengewächs der Deutschen Bank. Banklehrling in Mainz und München, dann Bankangestellter in Karlsruhe. Und 1966 Aufstieg in die Börsenabteilung der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt. Nur fünf Jahre später war Breuer schon der Leiter der Börsenabteilung. Und seit 1985 gehörte der gebürtige Bonner dem Gremium an, dessen Vorsitz er jetzt übernommen hat. Zwischen Lehre und Angestelltentätigkeit absolvierte Breuer ein Jurastudium in Lausanne, München und Bonn. Promoviert hat er 1967 in Bonn.

Zwölf Jahre saß Breuer im Vorstand. Und nach zwölf Jahren ist man wohl dran mit dem Vorstandsvorsitz. Wenigstens bis zur Jahrtausendwende. Dann soll es tatsächlich einen Generationswechsel geben. Der neue Kronprinz ist schon ausgeguckt: der Schweizer Josef Ackermann (48). Doch eine Revolution? Mitnichten. Breuer wird dann wohl Aufsichtsratsvorsitzender. Klaus-Peter Klingelschmitt