Hamburger Kino-Tips

Wenn Jeanne Moreau mit diesen kellerschwarzen Augenringen eine vom Leben dauerhaft Enttäuschte gibt und sich mit seltsam hysterischen Energien eine suizidale Lösung herbeisehnt, dann kann man sich das ziemlich gut anschauen. Wenn sie neben Jean Paul Belmondo an Getränken und dem Leben nippt, während ihr Sohn in der Klavierstunde zu gemäßigtem Spiel domestiziert wird, dann ist die Traurigkeit bodenlos und schniefend schön. Auch wenn Marguerite Duras' Moderato Cantabile das Buch zum Film von Peter Brook lieferte. Sa, 24. Mai, 21.15 Uhr, Metropolis

Als noch alle Wehrmachtsfreunde in Deutschland mit ihrer Empörung schlummerten, noch kein Münchner Politiker sich seine rechte Profilneurose feilte und auch Frankfurts Reaktionäre noch nichts ahnten, da zuckte und regte sich schon etwas bei unseren österreichischen Nachbarn. Als die Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“im Herbst 1995 in Wien zu sehen war, debattierten und stritten die Besucher über das Gesehene. Ruth Beckmann hat die Reaktionen während der Ausstellung in ihrem Dokumentarfilm Jenseits des Krieges (Foto) festgehalten. Sie läßt die Interviewten reden oder auch schwätzen, sich oder andere anklagen, bekennen oder lügen. Unweigerlich wird das Publikum zum Begutachter der Sprechenden und wird sich ständig überlegen, wem es glaubt oder mißtraut. So, 22. und Mo, 23. Mai, 15.30 Uhr, Mi, 25. Mai , 11 Uhr sowie Do, 26. Mai, 17.30 Uhr, jeweils Abaton

Das Jahr 2035: Die Erdoberfläche ist entvölkert, nachdem eine Viren-Katastrophe im Jahre 1996 nahezu die gesamte Menschheit dahingerafft hat. Und die einzige Hoffnung auf ein besseres Leben besteht darin, einen selbstmörderischen Boten durch die Zeit zurückzuschicken, auf daß dieser den Ursprung der Apokalypse lokalisieren möge. Terry Gilliams 12 Monkeys feiert mit fröhlich hysterischen Wahrnehmungsspielchen die ästhetischen Vorzüge einer Endzeitstimmung, die von reichlich Schmodder bis bizarrer Rohrverlegungstechnik keine Untergangs-Geschmäcker unbedient läßt. So, 25. Mai, 14.45 Uhr und Montag, 26. Mai 22.45 Uhr, Zeise

Er animierte zu Poesie ebenso wie zu Nöhlerei. „Der Spitzbart muß weg“, skandierte der Westen über Walter Ulbricht und war von der eigenen verbalen Verwegenheit ganz hingerissen. Der Osten köterte mit dem Lorbeerkranzfilm Walter Ulbricht – Der Baumeister des Sozialismus zurück. Der kam jedoch 1953 auf keine Leinwand, sondern landete im Tresor. Heutzutage darf der Dichter und Kulturminister Johannes R. Becher im Fama auf der Tonspur schwärmen: „Der deutsche Arbeitersohn ist das Vorbild für die Jugend in ganz Deutschland. Er lernte lesen. Kaum, daß er lesen konnte, las er seinen Eltern aus dem Leipziger Arbeiterblatt vor.“Derartig von der Muse geküßt, dichtete Walter Ulbricht bald auch selbst: „Jeder Mann an jedem Ort und jede Woche einmal Sport.“Di, 27. Mai und Mi, 28. Mai, jeweils 22.30 Uhr, Fama big