Lizenz zum Pumpen

Gewichtheben nach Musik ist angesagt: Nach Neuseelands sind jetzt auch Hamburgs Fitnessclubs im „Pump“-Fieber  ■ Von Judith Weber

Was haben wir zu Musik nicht alles gemacht. Haben getanzt, abgewaschen und geknutscht, sind mit Walkman gejoggt .... Alles sehr figurbildend – auch Küssen verbrennt Kalorien – wenn man es lang genug durchhält.

Jetzt ist dem Neuseeländer Mike McSweeny etwas Neues eingefallen, was prima zur Musik paßt: Gewichtheben. „Pump“nennt McSweeny seinen Sport, den der Deutsche Aerobic Verband prompt zum „Fitness Shooting Star“erklärt hat. Neuseeland pumpt seit sechs Jahren, Deutschland und damit Hamburg hat vor sechs Wochen angefangen – und will nicht wieder aufhören, glaubt man Trainer Jan Biedler. „Der Andrang ist riesig“, sagt der deutsche Aerobic-Meister und blickt über die 40 Rücken, die sich im Kaifu über Gewichte und Hantelstangen beugen.

„Spaß“, keucht Stefan, „macht das ja alles nicht. Aber es ist effektiv.“Immerhin hatte er vom Pumpen schon mal solchen Muskelkater, daß seine Squash-Vorhand wochenlang brach lag. Dennoch sei Pump „die abwechslungsreichste Art, Krafttraining zu machen“.

Nach einer halben Stunde ist Vorturner Biedler der einzige, der zwischen den Kniebeugen noch jauchzt und mitsingt. Die Texte, die aus dem Lautsprecher dröhnen, kann er längst auswendig. Denn Pump wird immer zur gleichen Musik unterrichtet, die Stunde ist minutengenau choreographiert. Alle drei Monate werden die TrainerInnen zu einem Seminar bestellt, wo Mike Mc Sweeny die Melodien und Schritte für das nächste Vierteljahr präsentiert.

Dabei ist die Musik nicht gerade originell: Michael Jackson löst DJ Bobo ab, und beim Lied „Sunny“zückt Biedler seine Sonnenbrille. Die vierzig PumperInnen finden das entweder nicht komisch, oder sie haben keine Kraft mehr zum Lachen. Von Übungen für Beine und Po hat man sich mittlerweile zum Trizeps hochgestemmt.

Dabei kommt es nicht darauf an, endlos Gewicht zu wuchten. Etwa fünf Kilo heben die Frauen, Männer das Doppelte. „Wenig Gewicht und viele Wiederholungen“, meint Stefan. „Das bringt's.“

Weil das inzwischen viele SportlerInnen kapiert haben, bildet Jan Biedler Fitness-TrainerInnen zu ÜbungsleiterInnen aus. Denn um nach Musik vorzustemmen, braucht man die Lizenz zum Pumpen. McSweeny und Kollegen haben sich den Sport urheberrechtlich schützen lassen. Die Neuseeländer liefern auch die Hanteln – mit Scheiben aus heimischem Eisensand.

Pump-Kurse gibt es in der „Kaifu-Lodge“, beim Eimsbüttler „Gym“, im „Sportatelier Gertigstraße“.