Blonder Computer sucht LehrerIn

■ Zusatzstudiengang soll Lehrern aus Bremen einen Job bringen/Ausbildung paßt sich Computerisierung der Gesellschaft an

Der Computer: Für viele Kinder ist er mittlerweile zum liebsten Spielkameraden avanciert. In 50 Prozent der Haushalte mit Kindern steht heutzutage schon einer. Aber ausgerechnet die Computerausbildung der Lehrer hinkt dieser Entwicklung weit hinterher. Zudem sieht es auch mit der Computerausstattung an Schulen ziemlich dürftig aus. „Das Equipment in den Schulen ist meistens steinalt, deswegen lockt es die SchülerInnen nicht besonders und ist eine absolut idiotische Konstruktion!“meint Professor Dr. Klaus Haefner von der Uni Bremen. „Sollen die doch in der Hemelinger Marsch zwei Fabriken für Laptops bauen. Das schafft Arbeitsplätze, und die SchülerInnen haben ein vernünftiges Arbeitsgerät“. Bei den Lehrern hapert's mit der Begeisterung für das Häuflein aus Blech und Draht. Kaum einer macht einen Computerkurs, geschweige denn eine richtige Fortbildungsmaßnahme. Aber vielleicht lassen sich die zukünftigen Pädagogen ja durch eine gesteigerte Aussicht auf Anstellung locken. Prof. Dr. Klaus Haefner, Informatiker und Initiator des bundesweit einmaligen Zusatzstudiengangs, erwartet von dem „Zertifikatsstudium Informationstechnische Grundbildung-Lehrerausbildung“(ITG-L) erhöhte Einstellungschancen für Bremer Lehrer. Andreas Vieluf, zukünftiger Berufsschullehrer, ist der erste Zertifikatsinhaber. Er hat die Fächerkombination schon ausprobiert, bevor sie zum geregelten Studiengang wurde. Die zukünftigen Arbeitsmarktchancen haben ihn allerdings noch nicht interessiert. Ab dem nächsten Semester sollen dann jährlich 50 - 70 Lehrer folgen.

Das freiwillige Zusatzstudium, das mindestens 16 SWS umfassen soll, besteht aus drei Blöcken. Zuerst sollen die StudentInnen in die Grundlagen der Informationstechnik eingeführt werden. „Von der Anglistikstudentin, die bis jetzt einen Computer nur von hinten gesehen hat, bis zum Physikstudenten, der sich mit einem Simulationsprogramm herumquält, soll jeder bedient werden“, wünscht sich Prof. Dr. Haefner. Der zweite Block dreht sich ganz um die Didaktik, die frischgewonnenen Computerkenntnisse an die SchülerInnen weiterzugeben. Der letzte Teil der erweiterten Lehrerausbildung beschäftigt sich dann mit der Integration der Informationstechnik in das jeweilige Unterrichtsfach.

Von den angehenden Lehrern müssen zwei umfangreiche Arbeiten abgeliefert und zwei erfolgreich bestandene Scheine nachgewiesen werden, um das Zertifikat in die Hände zu kriegen. Der Rest der Leistungsnachweise erfolgt durch Teilnahmebestätigungen der Kurse. Eine Abschlußprüfung ist vorerst nicht vorgesehen, da die Fächerkombinationen der LehramtsstudentInnen zu unterschiedlich sind . Genau deswegen könnte es zu Kollisionen zwischen den einzelnen Fächern kommen. Aber dazu hat der Informatikprofessor schon eine eigenwillige Lösung parat: „Dann sollen die StudentInnen das Zusatzstudium einfach irgendwie reinpopeln.“

Der Studiengang richtet sich vorwiegend an zukünftige Lehrer, aber auch bereits Ausgebildete können über ein sogenanntes Kontaktstudium diese Qualifikation erwerben. Pech haben Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger, da sie zwar an den Kursen teilnehmen, sich aber nicht immatrikulieren dürfen. Ein weiterer Knackpunkt ist der Haushalt des Fachbereichs 3 (Mathematik und Informatik) der Uni Bremen. Professor Haefner formuliert das so: „Der Haushalt klemmt halt. Wie hier in Bremen bekanntlich fast alles klemmt, was mit Geld zu tun hat.“Dem Ausbildungszweig stehen nälich nur 25.000 DM zur Verfügung. kk