Bremische: Poker um Stichentscheid

■ Investor bietet 7,5 Millionen Mark für Entscheidungsgewalt

Der Verkaufspoker um die Bremische kann beginnen. Die Finanzberatungsgesellschaft Schröder, Münchmeyer, Hengst & Co. hat Finanzsenator Ulrich Nölle (CDU) mehrere geprüfte Angebote vorgelegt. Insgesamt vier davon sind als attraktiv zu bezeichnen, wenngleich sie alle nicht in den Bereich der 100 Millionen Mark kommen, die dem Wunschdenken der Bremer Politik entsprungen sind.

Am nächsten reicht noch das Angebot der Rinteln-Stadthagen-Eisenbahn AG (RSE) an diese Wunschmarge heran. Die bieten 80 Millionen Mark – für eine Minderheitsbeteiligung mit Stichentscheid. Ohne wollen die Hamburger Immobilienhändler nur 72,5 Millionen Mark auf den Tisch legen. Alle anderen Mitbewerber liegen darunter, Stadtwerke und Gewoba um bis zu 15 Millionen Mark.

Dabei bezeichnet Hermann Fuhse, Geschäftsführer der Bremischen, das RSE-Angebot als durchaus plausibel. „Wenn man den Kaufpreis auf den Quadratmeter umrechnet, ergibt sich ein Preis von 1250 Mark.“Damit liegt das Angebot zwar über dem Ertragsgutachten aus dem Finanzressort, sagt Fuhse. „RSE würde aber nicht nur unsere 7.000 Wohnungen übernehmen.“Seiner Meinung nach spekuliert RSE auf das Know-How der Bremischen. So etwa auf die Bau-, die Planungs- und die Entwicklungsabteilung. Solche Synergie- oder zumindest Abschreibungs-Effekte müssen da sein, um mit Bank-Renditen um sechs Prozent mithalten zu können.

Dieses rein wirtschaftlich attraktive Angebot beschert zudem der CDU in der großen Koalition ein gewaltiges Druckmittel. Zum einen kostet der Stichentscheid, den die SPD-Basis gleich auf zwei Parteitagen eingefordert hat, 7,5 Millionen Mark. Zum anderen kostet die hauptsächlich SPD-geforderte Bremische Lösung noch einmal zweistellige Millionenbeträge. Dementsprechend hieß es gestern auch aus der CDU: „Wir wollen dieses Angebot vorerst nicht kommentieren“, so Sprecher Guido Niermann.

SPD-Fraktions-Chef Christian Weber sieht's gelassen. „Ich werde einen Stichentscheid nicht zulassen.“Zu groß sei die Gefahr, daß ein Teilhaber höhere Mieten durchsetzt. Und das kostet uns über die Sozialhilfe richtig Geld“, so Weber.

Bei der Partei klingeln dagegen die ersten Alarmglocken. Landeschef Detlev Albers hat den Parteivorstand für morgen zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengetrommelt. Kein Wunder – gab es doch erst in der vergangenen Woche in den Beschlußvorlagen um die Umwandlung der Gewoba in eine Aktiengesellschaft „Unebenheiten“, so Albers. Die SPD-Regierungs-Clique hatte eine Bürgerschaftsvorlage passieren lassen, die so ziemlich das Gegenteil der Parteitagsbeschlüsse enthielt. jeti