Die Erotik von ditt und datt Von Wiglaf Droste

„Geld macht geil!“ kreischt die Kabarettistin Lisa Fitz so markerschütternd, daß Gott erbarm', und die WDR-„Eins Live“-Redakteurin Petra Putz haucht mir als potentielles Thema nicht minder alliterierend „Erotik des Euro“ ins Telefon. Die Redaktion des Studentenmagazins Zwölfeinhalb wiederum macht sich Gedanken über die erotische Beschaffenheit unserer Studierenden und fragt sich, ob die Universität auch als „Kontakthof“ geeignet sei. Was haben die nur alle, frage ich mich. Erotik-Tick? Midlife-crisis? Sind alle richtigen Themen aus?

Laut Fremdwörterduden ist „Erotik die a) mit sensorischer Faszination erlebte, den geistig- seelischen Bereich mit einbeziehende sinnliche Liebe“ und „b) (verhüllend) Sexualität“. Also schlägt man im selben dicken Buch unter „sensorisch“ nach und liest: „sensorisch = sensoriell“. Das ist ja sensationell, und „sensoriell“ hat man dann auch bald gefunden: „die Sinnesorgane, die Aufnahme von Sinnesempfindungen betreffend“. Ah, ja. Das ist ja, wie ein an sich selbst sich langweilender Konversationsmacher sagen würde, hochinteressant.

Auf diesem Wege ist also nichts herauszubringen. Alles muß man selber machen: Was ist Erotik? Wenn die Süße beim Scrabble „Mösenhustensaft“ legt und dafür 192 schöne fette Pünktchen einheimst? Möchlich. Klar ist nur, daß Erotik etwas vage Prickelndes sein muß – so vage sogar, daß sogar ein Studierender oder ein Geld etwas davon haben.

Männern, die das Wort Erotik benutzen, haftet meist etwas unangenehm Zungenschnalzendes, Schmeckleckerisches, Schmieriges und Schmuddeliges an: „Aaah, Erotik, Sie verstehen schon...“, glibber, glitsch, und dann schüttelt es einen. Keineswegs besser wird die Sache, wenn zur Vermeidung der Vokabel Erotik das Angeberwort Sinnlichkeit ins Spiel gebracht wird – es klingt womöglich noch notgeil-flutschfingriger.

Was aber all das mit der thematisch über mich wegdonnernden Erotik des Geldes respektive der Erotik Studierender zu schaffen hat? Die Schrifttumskammer Kopf weiß keine Antwort. Ist das mit dem Geld so wie bei Dagobert Duck oder bei Herrn Wendriner, wo in der Pinke gewühlt, sich darin gesiehlt und wo sie in die allerletzten Körperhöhlungen und -öffnungen hineingezwängt wird? „Man kann mit Geld mit seiner Freundin nach Ligurien fahren und pimpern. Das ist schön“, sagt die Süße und sackelt beim Scrabble mit dem von Eckhard Henscheid kolportierten Adolf-Sommerauer-Wort „Sexyrummel“ wieder reichlich Punkte ein. Frauen sind immer so praktisch. Deshalb wissen Frauen vielleicht sogar, was, ich kann es nun bald nicht mehr, Erotik ist. Ich weiß das nicht. Ich ahne nur, daß es etwas mit Passivität zu tun haben muß, mit einem Entgleiten der Widerstandskräfte, mit Ehrgeizlosigkeit und sich räkeln.

Ha! Genau! Das ist es doch! Auch der Studierende ist, zumal laut Helmut Markworts Ressentimentblatt Focus, ein fauler Sack – und mit dem Geld ist es ja auch so: Schlaff liegt es da und will besessen werden! Und so kommen, uuaah, Erotik, Geld und Studentenschaft doch noch in ein Boot.

In dem auch für ihn noch Platz ist: „Helmut Markwort ist ein Fimosenmops“, legt die Süße beim Scrabble, verzieht keine Miene und gewinnt.