Ethisch korrekt ins Zwielicht

■ Chef eines ethischen Investmentfonds soll Renditen unethisch geschönt haben

Köln (taz) – Geldanlagen in Wertpapiere von Firmen, die weder Rüstungsgüter herstellen noch die Atomindustrie unterstützen und ökologisch verantwortlich arbeiten, sind beliebt. Die nach solchen Gesichtspunkten seit acht Jahren anlegende Sparergemeinschaft „EthIK – Ethisches Investment Köln“ ist durch Anschuldigungen gegen ihren Geschäftsführer und Vermögensverwalter Hans Berner ins Zwielicht geraten.

Berner verweigert einem der beiden gewählten Kassenprüfer die Einsicht in die Geschäftsunterlagen. Er soll die Wertentwicklung des Aktiendepots „EthIK plus“ durch Manipulationen mit riskanten Optionsgeschäften geschönt haben. Darüber hinaus wird ihm vom Kassenprüfer Untreue vorgeworfen: Berner soll Rückflüsse aus Provisionen der abwickelnden Broker-Firmen in die eigene Tasche gesteckt haben.

Nach eigenen Angaben verwaltet Berner rund 35 Millionen Mark von privaten und 28 Millionen Mark von Vereinen und Verbänden. Ausgabeaufschläge von vier Prozent und monatliche Verwaltungsgebühren von 0,1 Prozent sichern ihm jährliche Einnahmen in Millionenhöhe, aus denen er acht Angestellte und freie Mitarbeiter bezahlt.

In Werbeschreiben wirbt Berner mit einer durchschnittlichen Rendite seines ökologischen Aktienportfolios (u.a. Kunert, Body Shop, Sero Entsorgung und Timberland) von 8,6 Prozent seit Auflage. Recherchen seines Kassenprüfers ergaben hingegen für die vergangenen sechs Jahre nur eine Minirendite von noch nicht einmal einem halben Prozent.

Berner streitet dies nicht ab, behauptet aber, in den ersten beiden Jahren 1989 und 1990 Superrenditen von je 50 und 25 Prozent mittels erfolgreicher Spekulation auf fallende Indexwerte erzielt zu haben. Belege über diese nicht gerade ökologischen und ethischen Transaktionen wollte Berner bislang nicht vorlegen. Das muß er formal auch nicht. Da die Sparergemeinschaft in Form einer bürgerlichen Gesellschaft geführt wird, gilt das Kapitalanlagegesetz mit seinen Vorschriften nicht. Allerdings tagt jährlich eine Gesellschafterversammlung, und ein Treuhänder überwacht die Kontenbewegung.

Die diesjährige Gesellschafterversammlung fand am 10. Mai in Köln statt. Nur knapp 60 Anleger von rund 1.900 waren gekommen. Dem 1996 gewählten Kassenprüfer Matthias Talpa hatte Berner schon vorher seinen Prüfungsauftrag entzogen und ihm den Zutritt zur Versammlung verweigert. Man habe einen externen Wirtschaftsprüfer beauftragt. Im Verlauf der Versammlung wurde Berner gefragt, ob er als Vermögensverwalter Provisionen aus Transaktionen der Broker-Häuser erhalten habe. Berner verneinte. Erst als Talpa am Ende doch noch sprechen durfte und belastende Dokumente vorlegte, gab Berner zu, Rückvergütungen erhalten zu haben.

Allerdings seien diese Zahlungen nicht für die Depotverwaltung von EthIK geflossen. Daraufhin belegte Talpa Zahlungen für Wertpapiergeschäfte dreier EthIK-Depots von 134.000 Mark vom Broker-Haus BVB 1993 auf das Privatkonto von Berner. Berner nannte diese Einnahmen völlig normal. Außerdem bekomme er im Vergleich zu anderen Vermögensverwaltern wenig Lohn. Keinem Anleger sei hierdurch ein Schaden entstanden. Ein Prüfungsbericht lag zwar nicht vor, aber Berner wurde entlastet und für ein weiteres Jahr im Amt bestätigt.

Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen in Berlin ermittelt seit Monaten wegen des undurchsichtigen Geschäftsgebarens von EthIK. Trotz Aufforderung liegen dem Amt noch keine Nachweise vor, daß alle Anleger Kontomitinhaber sind, und wie die Zusammensetzung der Depots tatsächlich aussieht. EthIK ist zudem die geschützte Bezeichnung „Investment“ zu Geschäfts- und Werbezwecken „nicht erlaubt“. Stefan Kreutzberger