Goldener Rauch in Osteuropa verzieht sich

■ Gewinn des Zigarettenherstellers BAT stagniert. Nichtraucherschutzgesetz droht in Deutschland. Produktion wandert zu den neuen Märkten Rußland und Ukraine

Berlin (taz) – 1996 wuchs der Zigarettenabsatz der British American Tobacco Germany um 3,5 Prozent – 63 Milliarden Glimmstengel verkaufte BAT in ganz Europa. Das macht 5,68 Milliarden Mark Umsatz. Dem Konzerngewinn half der Zuwachs nicht: Er sackte um mehr als ein Drittel auf 112 Millionen Mark ab. Dem Unternehmenssprecher Dirk Pangritz zufolge drückten niedrigere Zinsen der Kapitalanlagen und die Kosten für die 1999 anstehende Werkschließung in Berlin den Profit. Dadurch wird sich die Zahl der BAT-Beschäftigten von derzeit über 2.200 in den nächsten zwei Jahren um etwa 500 vermindern. Um Importbeschränkungen in Rußland und der Ukraine zu umgehen, so gestern Unternehmenschef Georg Domizlaff, will die BAT dort mehr Zigaretten rollen.

Daß die BAT, wie auch die großen Konkurrenten Philip Morris, Reemtsma und Reynolds, immer mehr Zigaretten verkauft, hat sie vor allem dem osteuropäischen Markt zu danken. Lizenzprodukte und Tochterunternehmen mit eigenen Fabriken im Ausland bescherten der deutschen Tochter der britischen BAT ein Drittel mehr Absatz. Doch die Goldgruben Polen, Ukraine und Tschechien verwandeln sich schon wieder in Streusandbüchsen. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres kauften osteuropäische Paffer fast neun Prozent weniger BAT-Rauchwaren. Steuer- und Preiserhöhungen in diesen Ländern gibt die BAT als Grund an.

Immerhin änderten die deutschen Raucher ihre Konsumgewohnheiten noch nicht und kauften genauso viele Päckchen HB, Lucky Strike und Gauloises wie im letzen Jahr. Doch auch das kann sich bald ändern. Zur Zeit läuft das Nichtraucherschutzgesetz durch die Ausschüsse des Bundestages. Es soll die Raucher in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln zum Rückzug zwingen. Auch Regeln für das Rauchen am Arbeitsplatz sind vorgesehen. „Für viele Raucher ein willkommener Druck im Bemühen, ihrer Sucht abzuschwören“, sagt Ernst-Günther Krause, Geschäftsführer der Nichtraucher-Initiative Deutschland. BAT-Sprecher Pangritz lehnt den gesetzlichen Nichtraucherschutz ab. Ob der die Unternehmensbilanz schmälern könnte, darüber wollte der Sprecher aber noch nicht spekulieren.

Die erfolgreichste Marke der BAT ist immer noch die HB, obwohl ihr Marktanteil im letzten Jahr auf 7,7 Prozent leicht zurückging. BAT rangiert in Deutschland und auch weltweit auf Platz drei. Nummer eins ist die China National Tobacco Corporation, gefolgt von Philip Morris mit ihrem Zugpferd Marlboro. Diese Marke beherrscht auch den deutschen „Markt mit einem Anteil von 33 Prozent. Die Nummer zwei hierzulande ist Reemtsma (West, Stuyvesant). Peter Hergersberg