Metropolen- Größenwahn

■ betr.: „Die Metropole bleibt eine Illusion“, „Sozialarbeiterin heißt ,das Opfer‘“, taz vom 7. 5. 97

Es ist schon interessant, die vielen Diskussionen um Berlin als Metropole, wie zuletzt das Internationale Symposium „Berlin – Metropole im Europa der Zukunft“, in den Medien zu verfolgen. Wenn die Herren PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen und PlanerInnen sich daran machen, eine metropolitane Entwicklung Berlins herbeizureden, sprechen sie von einer Hauptstadt für Deutschland, Europa und möglichst die ganze Welt. Bei soviel Metropolen-Größenwahn der Regierenden kommt die Feststellung des Politikwissenschaftlers Kurt Sontheimer, daß man zunächst die „Politik der großen Worte“ zurechtstutzen müsse“, gerade recht.

Merkwürdigerweise habe ich beim Lesen dieser Berichte immer den Eindruck, diese Metropole habe nichts mit mir und meinem Leben jetzt und hier und in Zukunft in dieser Stadt Berlin zu tun. Mir leuchtet ja ein, daß Berlin auch für die „Elite“, Investoren und Touristen attraktiv bleiben bzw. erst mal wieder werden muß.

Aber wo bleiben bei all diesen Hauptstadtdiskussionen und Planwerken wie dem „Masterplan“ des Stadtentwicklungssenators Strieder oder der Hauptstadtplanung des Bauministers Töpfer die jetzigen BewohnerInnen? Werden sie aus der Stadt vertrieben, wenn sie den Herren Schönbohm, Landowsky, Hapel, Nawrocki u.a. von der CDU zu „schmuddelig“ sind?

Wer die Hauptstadt am grünen Tisch plant und die BewohnerInnen, insbesondere die Kinder- und Jugendlichen, die sie beleben und auch zukünftig noch gestalten können müssen, nicht beteiligt – sie im Gegenteil außen vor läßt und zunehmend ausgrenzt, der muß sich nicht wundern, wenn es nicht nur in Kreuzberg und nicht nur am 1. Mai „brennt“.

Elfi Jantzen, kinder- und

familienpol. Sprecherin der

Fraktion B'90/ Grüne im

Abgeordnetenhaus