Schwangere McAliskey ins Krankenhaus verlegt

■ Jetzt sind die Ärzte und nicht mehr die Polizei für ihre Schwangerschaft zuständig

Dublin (taz) – Ein Londoner Gericht hat am Freitag abend überraschend die in Auslieferungshaft sitzende Roisin McAliskey gegen Kaution in ein Krankenhaus überwiesen. Die 25jährige leidet unter chronischem Asthma und macht eine komplizierte Schwangerschaft durch. Der Termin für die Geburt war eigentlich der vorige Mittwoch. Das Kind wiegt keine fünf Pfund, gaben die Ärzte bekannt.

McAliskey war seit November im Gefängnis. Die deutschen Behörden, die ihre Auslieferung beantragt haben, werfen ihr vor, im Juni 1996 an dem IRA-Anschlag auf die britische Kaserne in Osnabrück beteiligt gewesen zu sein. Der einzige Belastungszeuge der Bundesanwaltschaft hat vor kurzem im deutschen Fernsehen erklärt, daß er Roisin McAliskey noch nie gesehen habe. Zwei Männer, die bei dem Anschlag mitgemischt haben sollen, sind auf freiem Fuß: Der eine, ein ehemaliger britischer Soldat, ist seit vergangenem Sommer verschwunden; der andere, ein Belfaster Schauspieler, wurde von einem Dubliner Gericht freigelassen, weil die deutschen Behörden ihre Staatsbürger auch nicht ausliefern.

McAliskey, die zu schwach ist zum Laufen, wurde von fünf Polizeiwagen ins Krankenhaus eskortiert, wo sie rund um die Uhr bewacht wird. Sie darf die Entbindungsstation nicht verlassen, nach der Geburt muß sie wieder zurück ins Gefängnis. Ihre Mutter Bernadette McAliskey, die 1969 als jüngste Abgeordnete aller Zeiten ins Londoner Unterhaus eingezogen war, sagte vorgestern: „Wenigstens treffen jetzt die Ärzte die Entscheidungen im Zusammenhang mit der Schwangerschaft und nicht mehr die Polizei.“

Offenbar sollte die Geburt heute im Gefängnis eingeleitet werden, wenn es nach der Polizei gegangen wäre. Die Gefängnisverwaltung bestritt das allerdings. Ralf Sotscheck