Treibhausheizung kräftig hochgedreht

Worldwatch Institut berichtet über Rekordstand bei klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen 1996. Hauptverursacher ist der Verkehr. Deutscher CO2-Ausstoß gestiegen  ■ Von Hermann Josef Tenhagen

Berlin (taz) – Nach Berechnungen des Worldwatch Institutes ist der Ausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid 1996 weltweit auf ein neues Rekordhoch geklettert. Die Washingtoner Wissenschaftler berichteten am Samstag, daß bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas 1996 rund 2,8 Prozent mehr Kohlendioxid entstanden sei als im vorangegangenen Jahr. Gleichzeitig sei dies die höchste Steigerung der Emissionen seit 1988. In den vergangenen sieben Jahren hatte der Zusammenbruch der Wirtschaft in Osteuropa für eine Stagnation der weltweiten Emmission gesorgt.

Neben dem stark wachsenden Energieverbrauch in Ländern wie China und Indien schädigt auch die Bundesrepublik das Klima derzeit wieder stärker. Nach einem jahrelang zurückgehenden Ausstoß an CO2 nahmen die deutschen Emissionen 1996 von 885 um rund zwei Prozent auf 904 Millionen Tonnen CO2 zu.

Vier Wochen vor der Umwelt- Sondergeneralversammlung der Vereinten Nationen spitzt sich der Konflikt zwischen umweltpolitischen Absichtserklärungen der Industrieländer und der umweltpolitischen Praxis damit weiter zu. US- Vizeaußenminister Timothy Wirth erklärte kürzlich, dies sei das komplizierteste politische Problem, „mit dem ich es je zu tun hatte“. Gleichzeitig sagte Wirth aber auch, das wirksame Verbot der Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) habe gezeigt, daß die internationale Staatengemeinschaft umweltpolitisch handlungsfähig sei.

Erst am Freitag hatte auch die OECD neue Zahlen veröffenlicht, nach denen der Ausstoß an Kohlendioxid in den fast 30 Mitgliedsstaaten der Organisation von 1990 bis 2010 um 13 Prozent steigen und keineswegs fallen würde. Dem steht gegenüber, daß die Industrieländer bei internationalen Klimaverhandlungen über eine Verringerung der Emissionen nach dem Jahr 2000 verhandeln. Erklärte Politik der EU ist es, die Emissionen bis zu diesem Jahr um 15 Prozent unter das Niveau des Jahres 1990 zu bringen und dieses Ziel beim Klimagipfel im Dezember 1997 in Japan für alle Industriestaaten verbindlich zu machen.

Frischen Wind bringt in dieser schwierigen Situation möglicherweise die neue britische Regierung. Die Labour Party hatte in ihrem Wahlprogramm eine zwanzigprozentige Verringerung der britischen Kohlendioxid-Emissionen als politisches Ziel angekündigt. Und nach der Wahl legte Tony Blair erstmals das Verkehrs- und Umweltministerium unter Führung von Vizepremier John Prescott zusammen. Der neue britische Außenminister Robin Cook wiederum hat die Klimapolitik zu einer seiner politischen Prioritäten gemacht, zusammen mit der Stärkung der Nato und der Förderung des Freihandels.

Blairs Schachzug ist durchaus problemgerecht. Nach Angaben der Worldwatch-Autoren ist nämlich vor allem der zunehmende Verkehr für die Verschärfung des Kohlendioxidproblems verantwortlich. Die Zahl der motorisierten Fahrzeuge sei 1996 auf weltweit 496 Millionen gestiegen, Tendenz steil nach oben.

Das Verkehrswachstum gibt dabei nur den Trend vor. Insgesamt führen die US-Wissenschaftler die Zunahme der Kohlendioxidemissionen 1996 auf das stramme globale Wirtschaftswachstum des vergangenen Jahres zurück.