Nahost-Gipfel im Sinai

■ Die Erwartungen an das Treffen von Netanjahu und Mubarak sind gedämpft

Kairo (taz) – Heiß ist der Luftzug, der im Sommer an der Küste der ägyptischen Halbinsel Sinai bläst. Wenn heute der ägyptische Präsident Husni Mubarak und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Badeort Scharm al-Scheich zu ihrem dritten Gipfel zusammentreffen, dann, fürchten viele Beobachter, werden auch sie nicht viel mehr produzieren als heiße Luft.

Eine Wiederaufnahme der Nahost-Gespräche soll mit diesem Treffen eingeleitet werden – jenes Prozesses, der seit dem Beginn des Baus der jüdischen Siedlung Har Homa im März auf Eis liegt und den ein Sprecher von PLO-Chef Jassir Arafat jüngst als „klinisch tot“ bezeichnete.

Dreimal hatte Mubarak in den letzten Tagen seinen Gesandten Usama al-Baz nach Israel geschickt, um, wie es heißt, Netanjahu wenigstens einen sechsmonatigen Stopp des Siedlungsbaus abzuringen. Arabische Diplomaten erwarten, daß nach dem Gipfel verkündet wird, daß die Arbeiten an der Siedlung Har Homa für drei Monate eingestellt werden.

Im Vorfeld des Gipfels war die innerarabische Diplomatie in Bewegung geraten. Arafat reiste noch gestern nach Kairo, Mubarak konferierte bereits mit dem jordanischen König Hussein und stand in Telefonkontakt mit dem syrischen Präsidenten Hafiz al-Assad. Assad hatte gestern überraschend seinen Premier Mahmud al-Zoubi nach Kairo entsandt.

Gerade die Syrer betrachten die ägyptische Initiative mit Skepsis. „Jeder, der israelischen Regierungsvertretern zuhört, merkt schnell, daß es im Friedensprozeß derzeit nichts Neues gibt“, erklärte der syrische Ministerpräsident denn auch lakonisch. „Mubarak steht im arabischen Lager unter Druck“, weiß ein ägyptischer Diplomat. Israelische Medien geben den Syrern recht. Netanjahu stehe bei seinen eigenen ultrarechten Koalitionspartnern im Wort, nichts zu unternehmen, was den Bau weiterer Siedlungen gefährden könnte, heißt es. „Wenn Netanjahu auf die ägyptischen Forderungen eingeht“, schreibt die israelische Tageszeitung Ma'aariv in ihrem gestrigen Kommentar, „dann bedeutet das womöglich das Ende seiner Koalition.“

Für den ägyptischen Chefunterhändler Usama al-Baz ist dennoch nicht aller Tage Abend. „Israel testet jetzt die Willenskraft der Palästinenser, Araber und Muslime, die in ihrem Treffen in Islamabad, Rabat und Kairo zahlreiche Resolutionen und Empfehlungen ausgesprochen haben“, erklärte er.

Mit leeren Händen läßt sich allerdings auch bei größter Willenskraft kaum etwas erreichen. „Welche Karten kann die arabische Seite noch ausspielen, abgesehen von Appellen an die israelische Öffentlichkeit und Erklärungen?“ fragt die ägyptische Wochenzeitung al-Ahram weekly den Unterhändler. „Die Araber können ihre Strategie nicht offenlegen, weil auch die andere Seite sich den Luxus leistet, im stillen zu denken“, weicht al-Baz diplomatisch aus. Karim El-Gawhary