Metallkapital hochzufrieden

■ Glückliche Gesichter im Golfclub: Metallarbeitgeber genießen den Abbau von Lohnstückkosten und Arbeitsplätzen

Prima Klima gestern im feinen „Golf & Country-Club“am Treudelberg im Norden Hamburgs. Die gut besuchte Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverbandes Nordmetall hatte Grund zu Jubeln. Der Tarifvertrag mit der IG Metall, der bis einschließlich 1998 kräftige Reallohnverluste der Beschäftigten im Norden sicherstellt, macht sich in den Unternehmensbilanzen immer deutlicher bemerkbar.

Stargast Werner Stumpfe, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, gab sich denn auch gar keine Mühe, seine Zufriedenheit zu unterdrücken: „Die Kosten steigen dank des betriebswirtschaftlich akzeptablen Tarifabschlusses 1997/98 nur in einem sehr ertäglichen Maße.“

Tatsächlich hat sich die „Niederlage“in Sachen Lohnfortzahlung für das Metallkapital überaus gelohnt. Reallohnverluste, fortdauernde Rationalisierungen per Personalbbau und die günstige Entwicklung der Wechselkurse summieren sich zu einem deutlichen Rückgang der Lohnstückkosten, die allein in den letzten 12 Monaten um vier Prozent sanken.

Kopfschüttelnd bestätigte Stumpfe den „Unsinn“der IG-Metall-Forderungen nach neuen Arbeitsplätzen: „Wir haben seit 1994 500.000 Arbeitsplätze in der Metallindustrie abgebaut, nicht etwas 300.000 geschaffen, wie es die IG Metall forderte.“Nein, zusätzliche Arbeitsplätze in der Industrie wird es nicht mehr geben. Allenfalls, so Stumpfe, „läßt sich der Arbeitsplatzabbau verlangsamen“.

Sein Rezept: „Kosten dämpfen“durch Reallohnverzicht, „Flexibilisierung“und „Öffnung der Tarifverträge“. Stumpfe plädiert dabei für einen Sozialabbau mit Augenmaß: Der Flächentarifvertrag müsse zwar geöffnet, insgesamt aber erhalten werden.

Und: Von Vorschlägen, durch radikale Kürzungen bei Sozialhilfe und bei der Gewährung von Arbeitslosengeld die Arbeitslosigkeit abzubauen, hält Stumpfe nichts. „Wenn wir die Menschen vor die Alternative Elend oder Arbeit stellen, könnte dies unsere Gesellschaft zur Explosion bringen. Wir müssen den Sozialstaat erhalten.“

Florian Marten