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: Fuck den Fake, Mann

„Hey, Taxi! Eine heiße Nacht in New York“, Di., 23.05 Uhr, rtl2

Bevor es losging mit der exklusiven „spezial!“-Reportage hatten die Programmstrategen mit „Shopping, Sex und schrille Typen“ in bewährter „exclusiv — die reportage“-Schlüpfrigkeit schon alles wirklich Wissenswerte über die „Mega-City New York“ ausgeplaudert bzw. all das gezeigt, was die heimischen Wa(h)re-Liebe-Sünde-Peep- Shows sowieso schon x-mal durchzunudeln wußten: Nacktputzen, Robin Byrds Porno- Channel, Tabledancing und so weiter und so fort. Dazu stabreimte man weltmännisch irgendwas von „Spießern und Sexmaniacs, Models und Müllsammlern, Wolkenkratzern und Weite“, als hätte „Titten, Titten, Titten“ nicht auch gelangt. Als die schmierige Metropolenbeschau endlich zu Ende war, war es auch mit der Hoffnung auf ein paar hübsche Geschichen aus dem Alltag der weltberühmten New Yorker Taxifahrer eigentlich schon vorbei. Denn obwohl die New Yorker Taxifahrer, wie man aus diversen New Yorker Taxifahrer-Reportagen weiß, ein überaus lohnendes Thema sind, hatte das „exclusiv“-Team von seinem „Mega-City“-Trip außer der erwähnten Stabreim-Reportage nur das Reportage-Fake „Hey Taxi! – eine heiße Nacht in New York“ von Joe und Harry Gantz im Handgepäck. Angeblich nächtens mit versteckter Kamera im Innern diverser Taxis gefilmt, zeigte „Hey Taxi!“ neun stümperhafte method acting-Variationen zum Thema „Was man sich schon immer unter ,schrägen Typen‘ vorgestellt hat, aber nie genauer wissen wollte“, dargeboten von einer Schar Gelegenheitsschauspieler. Der Reihe nach mimten sie Transsexuelle, rassistische Rocker oder einen psychotischen Cop; sie alle stiegen ein und erzählten in fünf Minuten irgendeine Lebensgeschichte, während die Taxifahrerdarsteller dazu mal den coolen Psychoanalytiker und mal den Kurt Felix machten.

Und weil sich die Synchronisation so gar keine Mühe gegeben hatte und – außer so authentischen Amerikanismen wie „Ich sag' dir, die Alte beißt der Maus keinen Faden ab“ – nur albernes „Hahaha! Was? Echt? Du meinst ...? Nein! Hey! Wirklich?“-Gestammel zuwege brachte, stellte sich die Frage, wofür mit diesem Schund überhaupt hätte geworben werden können. Für New York etwa? Fürs Taxifahren? Werbung für rtl2 jedenfalls war das nicht. Christoph Schultheis