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: Auf den Barrikaden

Was war noch einmal die offene Gesellschaft? Und wo sind ihre Feinde? Seit die Prominenz Helmut Schmidts dem Lauf der Zeit zum Opfer fiel, steht auch Karl Popper nicht mehr oben auf der Tagesordnung. Doch dieser Schein trügt. Karl Popper selig hat einen weiteren, zunehmend prominenteren Freund gefunden: George Soros, Inhaber der Soros Fund Management Gesellschaft, die siebzehn Milliarden Dollar Anlagevermögen verwaltet, mit Sitz in New York.

1969, als die anderen für eine bessere Gesellschaft auf die Barrikaden gingen, ging George Soros ins Geldgeschäft. Heute, da die anderen ins Geldgeschäft zurückwollen, geht Soros auf die Barrikaden. Für eine bessere Gesellschaft und deren ureigenes Medium, das Internet. Zu Ehren von Soros' Mentor heißt die gemeinnützige Organisation der Utopie „Open Society Foundation“ (OSF). Unter www.soros.org/ gibt ihr virtueller Ausleger, das „Open Society Foundation Network“, Auskunft über Struktur, Geld, Programm und Aktivitäten der OSF. Dreißig nationale Open Society Foundations sind in Ost- und Mitteleuropa, aber auch in Südafrika, Haiti und den verarmten Innenstädten der US-amerikanischen Metropolen zu finden, in die die Zentrale jährlich 350 Millionen Dollar pumpt. Sie sind wie die „Central European University“, die „International Science Foundation“ und das „Open Media Research Institute“ sämtlich mit der OSF New York verlinkt.

Doch hinter dem Schrägstrich schleust www.soros.org/ auch andere NGOs und die wissenschaftlich-akademische Welt Ost- und Mitteleuropas. Dagegen treten nun Freunde des Internets auf, die sich als Feinde der offenen Gesellschaft zu erkennen geben. Ihre Bedenken sind unter www.heise.de/tp/te/1094/1.htm nachzulesen. Immerhin baut Soros in Osteuropa und der früheren Sowjetunion mit Hilfe seiner steuerbefreiten Stiftung eine eigene Infrastruktur für Telekommunikation auf. Ob sie es will oder nicht, tritt sie in Konkurrenz zu den landeseigenen Unternehmen, denen zumeist das Kapital fehlt, auch nur Kabel zu legen. Daß Soros öffentlich erklärte, er könne sich vorstellen, aus seinen Anlagefonds in den Telekommunikationsmarkt der Region zu investieren, trägt nicht zur Beruhigung bei.

Effizient ist sein Netzwerk allemal: Allein durch das Sammeln von Daten trieb das Grant Assistance Program bei anderen Organisationen drei Millionen Dollar an Stipendien für osteuropäische Wissenschaftler ein. Brigitte Werneburg

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