Schoko mit verdrehtem Erbgut

■ Hygiene Institut testet ab diesem Jahr auch genmanipuliertes Essen. Doch auch genetisch Korrektes birgt Gesundheitsgefahren

Ob das Soja noch alle Gene beisammen hat, ist augenscheinlich schwer zu sagen. Also landet die Bohne im Labor des Hamburger Hygiene Instituts. Dort prüfen WissenschaftlerInnen ab diesem Jahr, ob Lebensmittel gentechnisch verändert wurden. „Wir richten dafür gerade ein molekularbiologisches Labor ein“, verkündete Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD) gestern. In den kommenden Monaten soll es fertig sein, denn seit Mitte Mai dürfen Schokolade, Tofubratlinge & Co. mit genmanipulierten Zutaten auch in Europa verkauft werden. Die Bundesländer müssen prüfen, ob die Lebensmittel Ernährungsmängel verursachen oder gar gefährlich sind.

Bisher testen die 350 MitarbeitetInnen des Hygiene Instituts nur genetisch Korrektes. 13.000 Leberwürste, Laugenbrezeln oder Lippenstifte untersuchten sie im vergangenen Jahr. 17 Prozent davon waren „zu beanstanden“. Zwölf Proben wurden als krankheitsbringend eingestuft: gammelige Currywurst, von Maden bewohnter Salat oder Plastikspielzeug, aus dem es krebserregend dampfte.

„Die Menge der beanstandeten Lebensmittel ist seit Jahren etwa gleich“, sagte Fischer-Menzel. Zu denken gebe eher, daß selten Fleischsalat drin sei, wo Fleischsalat drauf stehe. 70 Prozent der Salate enthalten nicht das auf dem Etikett versprochene Rindfleisch.

Auch Schutzhandschuhe für Garten- oder Bauarbeiten halten kaum, was ihr Name verspricht. In etwa der Hälfte von ihnen lauern Chrom-Verbindungen. Die reizen die Schleimhäute, verursachen Allergien und verändern, wenn löslich, das Erbgut. Im Gegensatz zu Lebensmitteln gibt es jedoch keine Reinheits-Gesetze für Handschuhe. Ob sie weiter verkauft werden, entscheiden die HerstellerInnen.

Bei Eßbarem ist das einfacher. 107 Tonnen Fisch und Fleisch ließ der Grenzdienst des Veterinäramtes im vergangenen Jahr gar nicht erst vom Hafen an Land. Die toten Tiere waren pestizidverseucht, verfärbt oder stanken. 160.000 Tonnen wurden untersucht. Daraus folgt: Immerhin 99,9375 Prozent gehörten zur Kategorie Nicht-Gammeliges. Judith Weber