Kein Geld für Kunsthalle

■ Christo und Jeanne-Claude schwärmen für Bremer Museen / Doch der Streit um Finanzierung spitzt sich zu

Der Streit zwischen der Kunsthalle und der Kulturbehörde um die Museumsfinanzierung verschärft sich. „Die Stadt zahlt schon seit zwei Monaten die Gehälter nicht mehr“, klagte gestern Kunsthallen-Direktor Wulf Herzogenrath. 300.000 Mark habe der Vorstand aus eigener Tasche vorgeschossen, obwohl die Stadt zur Übernahme dieser Kosten verpflichtet sei. Für Herzogenrath ist klar: „Man will den Vorstand in die Knie zwingen.“„Das stimmt so nicht“, antwortet Erika Huxold, die Sprecherin von Kultursenatorin Bringfriede Kahrs (SPD). „Der Kunstverein hat Widerspruch gegen einen Bewilligungsbescheid eingelegt“, fährt sie fort. Deshalb gebe es auch kein Geld. Der Streit wird Chaos, wird Posse.

Wie berichtet, fordert der Kunstverein eine volle Übernahme der Betriebs- und Personalkosten. Andernfalls will er die für das Frühjahr 1998 geplante Wiedereröffnung der Kunsthalle mindestens um ein halbes Jahr verschieben. Den Finanzbedarf beziffert der Verein auf drei Millionen Mark im Jahr. Zur Zeit wird die Kunsthalle mit 1,9 Millionen Mark jährlich bezuschußt. Der Vorstand beruft sich bei seiner Forderung auf eine Vereinbarung zwischen der Kommune und dem Verein. Die Kulturdeputation hatte eine Erhöhung in diesem Jahr abgelehnt. Für 1998 und die folgenden Jahre hat Kahrs Verhandlungsbereitschaft signalisiert.

Schauplatzwechsel: Die Baustelle der Kunsthalle. Prominenter Besuch hat sich eingefunden. Das Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude ist auf Einladung der Bremer Landesbank in der Hansestadt, um im Neubau des Geldinstituts einen Vortrag zu halten. „Unser erster Urlaubstag seit Jahren“, wie die gebürtige Französin Jeanne-Claude betont. Und den nutzen die durch spektakuläre Aktionen wie die Verhüllung des Berliner Reichstags oder das „Umbrella“-Projekt in Japan und Kalifornien bekannt gewordenen KünstlerInnen für kurze Abstecher in das Neue Museum Weserburg und in die Kunsthallenbaustelle.

„Wir haben zwei Museen gesehen, auf die Bremen sehr stolz sein kann“, resümiert Jeanne-Claude hinterher. An der Weserburg sei erstaunlich, wie viele Positionen der Kunst unter einem Dach versammelt sind. „Beide Museen bringen Bremen in eine außergewöhnliche Position.“

Die hat jetzt offenbar auch die Bremer CDU entdeckt. Ihre kulturpolitische Sprecherin Elisabeth Motschmann kündigte am Rande einer Veranstaltung in der Weserburg am Mittwoch abend an, daß bald eine Lösung gefunden werde. Konkretere Angaben machte sie jedoch nicht. Denn hinter den Kulissen der CDU-SPD-geführten Landesregierung knistert es. Mehrere SPD-Kulturpolitiker lehnen die Forderung des Kunstvereins ab. Es ist ein Verteilungskampf.

Unterdessen bringt der Streit Bremen tatsächlich in eine außergewöhnliche Position. „Das ist eine Imageschädigung für die Stadt“, erklärt Wulf Herzogenrath. Das Echo in den überregionalen Medien greift diesen Tenor auf.

Zurück zum Streit ums Geld. Die offizielle Behördenlesart mit dem Widerspruch erregt den Widerspruch von Kunstvereinsvorstandler Georg Abegg: „Das ist Erpressung. Die haben uns eine Art Abfindungserklärung vorgelegt“, sagt der hauptberufliche Versicherungskaufmann. Für das laufende Jahr wurden dem Verein 1,92 Millionen Mark angeboten. Doch entscheidend ist ein Satz, der nach Abegg lautet: „,Damit sind die gesamten Ansprüche abgegolten – das können wir nicht unterschreiben.“

Am heutigen Vormittag tagt die Kulturdeputation. Das Thema steht auf der Tagesordnung. ck