Aus für Arbeitslosenprojekt „S-Presso“

■ Wegen mangelnder Unterstützung der S-Bahn müssen 160 Mitarbeiter einpacken

Aktenordner werden sortiert und gestapelt, Tische und Stühle zusammengeräumt und eingelagert. Die rund 160 Beschäftigten des Projekts für Langzeitarbeitslose „S-Presso“ müssen am Wochenende ihr Quartier in der Nähe des Hauptbahnhofs geräumt haben. Seit Dienstag ist für alle Beteiligten klar, daß die angestrebte Umwandlung des öffentlich geförderten Projekts in einen Arbeitsförderbetrieb gescheitert ist.

Viele Fahrgäste hatten sich schon daran gewöhnt, auf ihrer Fahrt in der S-Bahn-Linie 7 von „S-Presso“-Mitarbeitern frischen Kaffee und Brötchen angeboten zu bekommen. Seit März vergangenen Jahres betreute die Servicemannschaft Fahrgäste und kümmerte sich in den S-Bahnhöfen um Obdachlose. „Jetzt müssen sich unsere Leute zu den viereinhalb Millionen arbeitslosen Kollegen gesellen“, sagt Projektleiterin Gabriele Bernhard verbittert. „S-Presso“ fehlen nach Angaben des Trägervereins VITA e.V. für seine Finanzierung im nächsten Jahr rund drei Millionen Mark.

„Wir stehen alle noch unter Schock“, sagt der 39jährige Mitarbeiter Jürgen Huber. Der S-Bahn- Service von „S-Presso“ wurde sofort eingestellt, als am Dienstag die S-Bahn Berlin GmbH den Trägern mitteilte, daß sie das Projekt nicht unterstützen wird. Auf eine Zusage hatten sowohl die Initiatoren von „S-Presso“ als auch die Senatsarbeitsverwaltung gehofft, die das Projekt in den vergangenen fünfzehn Monaten finanzierte. Nach der Idee der Initiatoren sollte „S-Presso“ vom 1. Juni an in eine GmbH umgewandelt werden, deren Dienstleistungen von der S-Bahn gekauft werden.

Die S-Bahn hat sich jedoch nach monatelangen Verhandlungen gegen die Unterstützung des Vorhabens entschieden. „Die Leistungen von S-Presso werden uns fehlen, aber wir müssen uns den finanziellen Gegebenheiten beugen“, sagte Gottfried Köhler, Pressesprecher der S-Bahn Berlin GmbH.

In dem Projekt sind Arbeitslose beschäftigt, die beim Arbeitsamt als schwer vermittelbar gelten: ältere Menschen ab 45 Jahre, Jugendliche, Behinderte und Ausländer. Das Projekt hatte sich zum Ziel gesetzt, mit der Betreuung von Fahrgästen die Atmosphäre auf den S-Bahnhöfen zu verbessern. Inga Niermann, dpa