Zum 2. Juni: Aufarbeitung und ein Blick nach vorn

■ Kongreß, Veranstaltungsreihe und Kranzniederlegungen zum Jahrestag der Erschießung von Benno Ohnesorg. Wer macht wo, wann, warum was?

Der 30. Jahrestag des 2. Juni 1967 wirft seine Schatten voraus: Am Wochenende und am Montag finden zwei Großveranstaltungen und einige kleinere Aktivitäten statt, die sich auf das geschichtsträchtige Datum beziehen.

In der Technischen Universität beginnt am Freitag um 17 Uhr der Benno-Ohnesorg-Kongreß, zu dem die Vorbereitungsgruppe mit 1.000 bis 2.000 Teilnehmern rechnet. Neben drei sogenannten Generaldebatten unter den Überschriften „Wie alles anfing – Was wir wollten, was wir wurden“, „Studentenrebellion und APO“ und „Radikale Opposition heute?“ finden sechzehn Arbeitsgruppen statt. Diese beschäftigen sich mit Themen wie Marxismus, Internationalismus, kritische Universität, bewaffneter Kampf und Kritische Theorie und werden jeweils von einem Moderator und einigen Referenten betreut.

Stefan Pribnow von der Vorbereitungsgruppe nannte als Ziele des Kongresses das Schaffen von Geschichtsbewußtsein und das Anschieben von Diskussionen über radikale Opposition heute, insbesondere unter Studenten. Unterstützt wird das Projekt unter anderem von den ASten, der jungen Welt und der Konkret.

Parallel dazu findet, organisiert vom Kommunikationsreferat am AStA der FU und der Vorbereitungsgruppe „B2.J“ in der Schule für Erwachsenenbildung (SfE) im Mehringhof eine Veranstaltungsreihe statt, die unter dem Motto steht „Der 2. Juni rät: Etwas Bewegung kann nicht schaden - Diskussionen/Workshops/Filme/Ausstellung & Ausflug zur Bewegung 2. Juni“.

Hier beginnt man heute um 19 Uhr mit der Auftaktveranstaltung und der Eröffnung der Ausstellung zur Bewegung 2. Juni „So ein Tag so wunderschön wie heute“, in deren Mittelpunkt die Lorenz-Entführung steht. Desweiteren gibt es über das Wochenende verteilt vier Workshops, unter anderem zu den Themen „Vergleich von sozialrevolutionärem und antiimperialistischem Ansatz“ und „Verhältnis von linker Bewegung und Stadtguerilla“. Während der Samstag mit einer Party ausklingt, erwartet die Besucher am Sonntag abend noch die Abschlußveranstaltung mit Ausblick auf Widerstand heute. Unter Umständen soll am Montag auch noch spontan eine Demonstration stattfinden.

Die nur in Berlin beworbene Veranstaltungsreihe, für die etwa 400 Teilnehmer erwartet werden, stehe „im Rahmen der Neubestimmung revolutionärer Politik“ und solle der „gängigen medialen Abwicklung des 2. Juni“ entgegenwirken, erklärte Heiner Wilke von der Vorbereitungsgruppe „B2.J“.

Verärgert über die „spalterische“ Veranstaltungsreihe, die alle Angebote zur Zusammenarbeit mit dem Benno-Ohnesorg-Kongreß ausgeschlagen habe, zeigte sich Kongreßvorbereiter Stefan Pribnow. Wilke von der Vorbereitung der Veranstaltungsreihe hält dagegen, daß es keine formale Einladung gegeben habe. Außerdem wolle man ein anderes Publikum ansprechen und habe im Grunde auch ein anderes Thema, nämlich nicht die Studentenbewegung, sondern „deren militanten bewaffneten Ausdruck und speziell die Bewegung 2. Juni“. Desweiteren kritisierte er das klassische Modell Podium/Publikum des Kongresses, das die Veranstaltungsreihe mit ihrem Workshopkonzept aufbrechen will.

Das Evangelische Bildungswerk und die Evangelische Akademie planen für den Montag um 18 Uhr 30 im Haus der Kirche in der Goethestraße unterdessen eine Veranstaltung unter dem Motto „Wir sind eine kleine, radikale Minderheit – Der Tod Benno Ohnesorgs, die Studentenbewegung und die Rolle der Evangelischen Studentengemeinde“. Nach einem Vortrag des 1967 tätigen Studentenpfarrers der FU soll es eine Diskussion geben, und im Vorfeld, um 18 Uhr, soll ein Kranz am Mahnmal an der Deutschen Oper niedergelegt werden.

Gleichen Tag und Ort hat auch der AStA der FU für seine Kranzniederlegung gewählt, die um 19 Uhr stattfinden soll. Die Studenten wollen an die „Ermordung Benno Ohnesorgs erinnern“, die sie auch in den Zusammenhang stellen, daß heute „politisch aktive Menschen von der Polizei mißhandelt und systematisch kriminalisiert“ werden. Tobias Singelnstein