Nazitagungswoche bei Celle wird verboten

■ Begründung: Bei früheren Treffen wurden etliche Straftaten vorbereitet

Hannover (taz) – Die Naziveranstaltungswoche in Hetendorf bei Celle, auf der Altnazis alljährlich die Sonnenwendfeier zelebrierten und junge Rechtsradikale ideologisch schulten, wird dieses Jahr verboten. Der Landkreis Celle kündigte gestern noch ein Verbot der Veranstaltung an, die am 14. Juni im Hetendorfer „Heideheim“ des Hamburger Neonazis Jürgen Rieger beginnen sollte. Früher hatten Linke aus Niedersachsen stets vergeblich gegen das Nazikadertreffen protestiert.

Wie das Innenministerium in Hannover gestern mitteilte, hat sich auf einem Abstimmungsgespräch zwischen Polizei, niedersächsischem Verfassungsschutz und dem Lankreis Celle gezeigt, daß in früheren Jahren auf den Tagungswochen in Hetendorf regelmäßig Straftaten wie Volksverhetzung oder Aufstachelung zum Rassenhaß begangen worden waren. „Unter dem Deckmantel nordisch- germanischer Kulte wird von den in Hetendorf auftretenden Rednern das NS-Regime verherrlicht, die Judenvernichtung geleugnet und Rassenhaß gepredigt“, teilte ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover zur Begründung des Verbots gestern mit.

Über einschlägige Publikationen und das Internet hätten die Veranstalter der Nazitagungswoche auch dieses Jahr „alle aktiven Kräfte der Bewegung“ zur Teilnahme aufgerufen. Das Innenministerium hat außerdem einer Vielzahl von Teilnehmern der Tagungswochen nachweisen können, daß sie inzwischen verbotenen neonazistischen Vereinigungen angehörten.

Teilnehmer der letztjährigen Tagungswoche hatten sich zudem bewaffnet und auf Demonstranten vor dem Nazischulungszentrum mit Zwillen geschossen. Da man auch diesmal wieder mit ähnlichen Straftaten rechnen müsse, sei ein Verbot zwingend nötig.

Skeptischer äußerte sich gestern der Landkreis Celle, der offenbar zu einem Verbot der Naziveranstaltung erst bewegt werden mußte. Man rechne mit einer Klage gegen das Verbot vor dem Verwaltungsgericht. Im vergangenen Jahr hatte die Polizei eine Antinazidemo stundenlang eingekesselt. Die 201 Verfahren wegen Landfriedensbruch, die gegen die eingekesselten jungen Antifaschisten eingeleitet worden waren, wurden inzwischen sämtlich eingestellt. üo