Nach der Wahl kommt die Qual

HWP: Präsident Lothar Zechlin darf weitere sechs Jahre lang machen, was der Senator verlangt – „Ausbildung für Hamburg“kürzen  ■ Von Karin Flothmann

Die Konkurrenz hatte das Handtuch schon vor der Wahl geworfen. Als gestern das Konzil der Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) zusammentraf, um einen neuen Uni-Präsidenten zu küren, lauerte nur Hausherr Lothar Zechlin hinter verschlossenen Türen auf das Wahlergebnis. Die anderen drei PräsidentschaftskandidatInnen ersparten sich den Frust und kamen gar nicht erst.

Mit 20 von insgesamt 31 Stimmen wurde Zechlin gleich im ersten Wahlgang erneut zum Chef der HWP gewählt. Die Psychologin Beatrix Gromus (49) erlangte mit acht Stimmen immerhin einen Achtungserfolg. Auf die Germanistin Anke Renning (38) entfielen zwei Stimmen, ein Mitglied des Konzils enthielt sich der Stimme. Der vierte Präsidentschaftsanwärter, der Jenaer Historiker Heiner Timmermann (57), war vom Senat der HWP gar nicht erst zur Wahl vorgeschlagen worden.

Zechlin wertete seine Wiederwahl als Bestätigung seines bisherigen Reformkurses. Das Hauptanliegen des 53jährigen Juristen aber ist ein anderes: In den nächsten sechs Jahren seiner Amtszeit will er die politisch Verantwortlichen dieser Stadt dazu bringen, der HWP die Unterstützung zu geben, die ihr seiner Meinung nach zukommt. Mittel, so Zechlins Forderung, sollten künftig ergebnisbezogen vergeben werden. Dabei könnte es auch eine Rolle spielen, daß die HWP die kostengünstigste Uni der Hansestadt ist. Nach dem sogenannten „Pfähler-Gutachten“zahlte die Stadt Hamburg 1993 pro HWP-Studienplatz 6.048 Mark. Zum Vergleich: Die Universität kostete pro Studienplatz rund 10.085 Mark, die TU Harburg gar 39.363 Mark.

Zugleich aber muß die HWP innerhalb der nächsten Jahre zehn ihrer insgesamt 43 Professuren und 37 DozentInnen-Stellen kürzen. Das macht 12,5 Prozent des hauptamtlichen Lehrpersonals aus, an der Universität Hamburg liegt der vorgegebene Stellenabbau dagegen bei rund acht Prozent. Diese „überproportionale Stellenstreichung“, so Zechlin, mißachte die Tatsache, daß die Studienplätze der kleinsten Universität Hamburgs mit derzeit rund 2.500 StudentInnen weiterhin hoch begehrt seien.

Daß Wissenschaftssenator Leonhard Hajen (SPD) Zechlin die Qualen des Sparzwangs erspart, ist unwahrscheinlich. Gestern gratulierte er lediglich mit knappen Worten zum neuen-alten Amt. Seine Sprecherin Martina Schwarz hingegen bestätigte, die überregionale Nachfrage sei an der HWP zwar sehr hoch. Hamburgs Hochschulen könnten es sich jedoch nicht mehr leisten, über den regionalen Bedarf hinaus auszubilden. „Wir bilden für Hamburg aus.“Das seien nun mal die politischen Realitäten.

Im Klartext: Der Stellenabbau macht nix, die HWP braucht ja nur ihr Studienplatzangebot ein wenig einzuschränken.