Mit dem Untersuchungsausschuß auf du und du
: Wäre der Vulkan zu retten gewesen?

■ Der Finanzchef des Konzerns, Jürgen Schmidt, sprach gestern über die Hintergründe des Konkurses

Der frühere Vulkan-Chef Friedrich Hennemann hat kein Aussageverweigerungsrecht vor dem Untersuchungsausschuß zu Vorgängen, die vor der Zeit der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen den Konzernvorstand liegen. Dies hat das Bremer Landgericht gestern bestätigt. Für den kommenden Donnerstag ist Hennemann vom Ausschuß wieder geladen.

Die gestrige Vernehmung des Leiters der Konzernfinanzen, Jürgen Schmidt, hat derweil ein sehr differenzierendes Licht auf den Zusammenbruch des Konzerns geworfen. Nach Schmidt, der jahrelang in der Tabakindustrie in leitender Funktion tätig gewesen war, bevor er 1993 zum Vulkan wechselte, war die Finanzplanung 1994 „sehr mutig und sehr ehrgeizig“gewesen.

Akute Krisenzeichen seien allerdings erst im Frühjahr 1995 aufgetreten, im April habe er das für Finanzen zuständige Vorstandsmitglied Dr. Zinken eingehend informiert. „Eine erkennbare Reaktion habe ich leider vermißt“, deutete der Finanzfachmann an, insgesamt sei sein Verhältnis zu „seinem“Ansprechpartner im Konzernvorstand „sehr gespannt“gewesen. Wenn im Mai '95 mit den Banken verhandelt worden wäre, so Schmidt, hätte es möglicherweise eine „geräuschlose“Lösung mit einem 300 Millionen-Kredit geben können. Als die Krise im Sommer – zu spät – den Banken mitgeteilt worden war, wurde Dr. Zinken abgesetzt.

Im Herbst seien die Banken dann so verunsichert gewesen, daß sie selbst die normalen Bauzeitfinanzierungen für die Costa I nicht mehr termingemäß ausgezahlt hätten. Nur ein „rettendes Signal von politischer Seite“, meinte Schmidt, hätte den trudelnden Konzern retten können.

Bei anderen Unternehmen dieser Größenordnung seien Liquiditätsprobleme in zwei Tagen gelöst. Anders in Bremen: Der Aufsichtsrat habe den Vorstand weitgehend aufgelöst, ohne daß Nachfolger dagewesen seien. Über Monate bestand ein Zustand, für den der Leiter der Konzernfinanzen nur ein „eigentlich unverantwortlich“übrig hatte. Richtungsweisende Entscheidungen seien erforderlich gewesen, der neue Vorstands-Chef habe wochenlang auf sich warten lassen.

Bis dahin hatten die operativen Firmen des Konzerns ihre Horrorzahlen gemeldet, die seine Finanzplanungen über den Haufen warfen. Schmidt über seine Planzahlen: „Wenn unten nur garbage reinkommt, kommt oben nur garbage raus.“Verantwortlich für die operativen Einheiten des Konzerns: das im September 1995 gefeuerte Vorstandsmitglied Triebold.

Über das sog. „Unterweser-Konzept“und die Verhandlungen mit dem Bremer Senat zur Wahlkampfzeit 1994/95 über staatliche Finanzhilfe habe er, so Schmidt, „aus der Zeitung“erfahren. Geld sei in seinen Finanzplänen für Investitionen in Vegesack oder in Bremerhaven nie vorgesehen gewesen.

K.W.