Kufen-Gaudi in Dubai

■ Die Alten Herren aus Memmingen sorgen für den größten internationalen Erfolg des deutschen Eishockey seit langem

Dubai/Memmingen (taz) – „Ice Rink“ (Eisbahn) steht an der Eingangspforte der reichlich ungewöhnlichen Sportstätte mitten in der Wüste. Hierher hat es die Alten Herren (AH) des EHC Memmingen zu einem internationalen Eishockeyturnier verschlagen. Und sie waren erfolgreich. Mit entsprechenden Schlagzeilen in den Zeitungen von Dubai. „Deutschland – schon wieder gewonnen!“ Vom Dreispalter zur Sonderseite haben sie es in der Wüste gebracht, die AH des EHC.

Zum erstenmal wurde eine deutsche Mannschaft zu diesem Turnier nach Dubai eingeladen, zum Dank liefen die Allgäuer in Trikots auf, auf denen ihre Namen in arabischer Schrift zu lesen waren. „Wir sind bis ins Finale gekommen“, schwärmt Günter Müller, der selbst kräftig dazu beigetragen hat, „obwohl andere Mannschaften, die von Bahrein beispielsweise, von der deutschen Lufthansa gesponsert wurden und die denen sogar Spieler aus Boston eingeflogen haben.“

Es hat den Bahreini, den dreimaligen Turniersiegern, nichts geholfen. Der EHC Memmingen ging mit 5:2 als Sieger vom Eis. Dann kanzelte er die Kuwait Canadians mit 2:1 ab, gewann gegen Abu Dhabi mit 9:2 und scheiterte erst im Finale an Hongkong. Eine 1:7-Schlappe, die die Kufencracks aber mit links wegsteckten, wie Verteidiger Charly Strahler postuliert, zumal die Einladung zu einem Turnier nach Hongkong auf dem Fuß folgte.

Es hätte keiner für möglich gehalten, daß es so optimal läuft mit dem Kufensport, als sie vor dem Abflug in Stuttgart noch selbstsicher tönten: „Wir sind die AH des EHC Memmingen, und wir sind in der Wüste unschlagbar!“ Kaum auszudenken, was passiert wäre, hätten die eishockeybesessenen Fans des Stammvereins ihre Cracks in der Wüste erlebt, wo doch in der 40.000-Einwohner- Stadt Memmingen sogar dann noch die Eishalle gut gefüllt war, als sie nach dem Zwangsabstieg aus der 2. Liga wieder ganz, ganz unten anfangen mußten.

Sie kämpften jedenfalls in Dubai, siegten – meistens – und streiften am Abend nach den Spielen den Turban über und verdrückten sich in die nächste Wüstenbar. Das Allgäu wollten sie würdig vertreten, und nun haben sie sogar der arg gebeutelten Eishockeynation Deutschland einen Gefallen getan. Klaus Wittmann