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: Die Kammer

Noch eine Verfilmung noch eines John Grisham-Bestsellers, noch zwei knappe Worte für einen markanten Titel. Die Kammer handelt vom Anwalt Adam Hall (Chris O'Donnell), der einen rassistischen Mörder vor der Gaskammer bewahren soll. Daß sein Mandant Sam Cayhall als überzeugtes Ku-Klux-Klan-Mitglied den Tod eines liberalen Anwalts und seiner zwei Kinder auf dem Gewissen hat, ist bereits bewiesen. Ob er jedoch in Eigenregie oder als von Hintermännern getäuschter Handlanger handelte - auf diese Frage stürzt sich die Verteidigung. Packend aber ist etwas ganz anderes. Alle Verwicklungen (der Deliquent ist Adams Großvater, dessen Tat und menschenverachtende Haltung Adams gesamte Familie zerstört hat) und die routinierte Regie James Foleys werden zum Rahmen des eigentlichen Mittelpunktes. Wenn es so etwas gibt, dann gehört dieser Film allein Gene Hackman, der den verbitterten Rassisten Cayhall spielt. Hackman in einem neuen Film löst beim Zuschauer immer auch Angst aus. Vor der plötzlichen Explosion eines Zusammengestauchten, vor dem Amoklauf jenes amerikanischen Mittelstandsbürgers, den Hackman mit genau der verbissenen Konzentration und Aggressivität verkörpert, die den Durchschnittlichen auszeichnet. Hackmans innere Spannung braucht kaum Bewegung, um sich auf Film und Publikum zu übertragen. Jetzt, 25 Jahre nach French Connection, gelingt es dem Schauspieler, zur Erinnerung seines eigenen Bildes zu werden. Als resignierter Ku-Klux-Klan-Mann scheint bis auf wenige Momente die körperliche Kraft aus ihm gewichen, und um 15 Kilo abgemagert ist er zu einem alten Mann geworden, der sich nach und nach von seiner alten Rolle löst. Diese Loslösung, die immer wieder die Vergangenheit durchscheinen läßt und sie reflektiert, ist eine doppelte - sie betrifft Hackman und Cayhall.

Hackman altern zu sehen ist ein Stück Kinogeschichte. Seine einzige Szene mit Faye Dunaway, die Cayhalls alkoholkranke Tochter spielt, wiegt die ganze Durchschnittlichkeit der Kammer auf. Jan Distelmeyer

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