Hakenkreuze auf den Mauern

Versuchter Brandanschlag auf die Christianskirche in Ottensen. Täter hinterlassen SS-Runen und satanische Symbole  ■ Von Elke Spanner

Erst Lübeck, nun Altona: Auf die Christianskirche am Ottenser Marktplatz wurde in der Nacht zum Mittwoch ein Brandanschlag verübt. „Wie durch ein Wunder“, so Pastorin Susanne Zingel, explodierte der Molotowcocktail nicht, den die Täter durch ein Fenster ins Innere geworfen hatten. Wie auch auf der Ruine der St. Vicelinkirche in Lübeck ließen die Täter auf den Mauern des Altonaer Kirchengebäudes eindeutige Spuren zurück: Hakenkreuze, SS-Runen und satanische Zeichen.

Das eingeschlagene Fenster gehört zu einem seitlichen Anbau der Kirche, eingebettet in Rhododendron und leicht versteckt zum Park hin gelegen. Weit auffälliger sind die Hakenkreuze, die Runen und Symbole des Satanskultes postiert: Die Schmierereien prangen auf dem Hauptportal und an einem Seiteneingang der Kirche, der von der Straße aus einzusehen ist.

Erst gestern mittag hatte Küster Hubertus Ziesmer die Spuren des versuchten Brandanschlags entdeckt. Sofort sei ihm die Verbindung zu Lübeck eingefallen. „Ich weiß aber nicht, warum es gerade unsere Gemeinde trifft.“Ratlos ist auch Pastor Frank Howaldt: „Wir stehen nicht in der ersten Reihe der progressiven Kirchen“, sagt er. Die Christiansgemeinde habe eher eine bürgerliche Tradition. Wegen der räumlichen Nähe zu den Flüchtlingsschiffen in Neumühlen habe sich die Kirche zwar um deren BewohnerInnen gekümmert, die Beratungsstelle „Fluchtpunkt“mit eingerichtet und auf dem Kirchengelände untergebracht. Aber die ist vor einem Monat ins Schanzenviertel umgezogen, und zudem „ist das, was wir gemacht haben, für eine Kirche relativ alltäglich“.

Auch Pastorin Zingel glaubt, daß der Brandanschlag eher der Institution Kirche als der konkreten Gemeinde gilt. Denn „man muß uns näher kennen, um zu wissen, was wir im Bereich Flüchtlingspolitik machen“. Das allerdings sei so wenig nicht. Zudem habe sich die Christianskirche mit der Aufarbeitung jüdischen Lebens in Altona profiliert. Regelmäßig am 9. November organisiert sie einen Gang zu den jüdischen Stätten im Stadtteil; auch Ignatz Bubis vom Zentralrat der Juden in Deutschland hat in der Christianskirche gepredigt.

Nachahmung des Anschlags auf die Lübecker Vicelin-Kirche vor zehn Tagen vermuten alle KirchenvertreterInnen. Trotz der bislang eingegangenen 150 Hinweise zu dem Brand in St. Vicelin hat die Polizei nach Aussagen des schleswig-holsteinischen Innenministers Eckehard Wienholtz (SPD) aber bislang noch nicht einmal „eindeutige Spuren, die auf die Art der Brandlegung hindeuten“.