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: Die Briefe des Buchhändlers

Angeblich kauft hier auch Bill Gates seine Bücher. Daß man zu Hause erzählen könnte, man habe ihn beim Bücherkaufen gesehen, ist leider ausgeschlossen. Denn die größte, stets geöffnete Buchhandlung der Welt befindet sich im Internet unter www.amazon.com/. 2,5 Millionen Bücher sind lieferbar. Der hauseigene Browser und der Secure Commerce Server machen Stöbern, Suchen, Ordern und das Bezahlen zu einer unproblematischen Sache.

Daß die Bücher dann aus den Vereinigten Staaten versandt werden, mindert das Vergnügen des transatlantischen Besuchers natürlich etwas. Immerhin gibt es aber auf viele Bücher – die in Amerika ohnehin billiger sind als hierzulande – Rabatte bis zu vierzig Prozent. Wenn der neueste Roman von Thomas Pynchon in gebundener Form nur 16.50 Dollar kostet und man sich ein paar Wochen gedulden mag, dann ist man mit rund 23 Dollar, also etwa 39,95 Mark, nicht schlecht bedient.

Anläßlich der Suche nach Pynchons „Mason & Dixon“ offenbaren sich die Vorzüge von Amazon.com. Natürlich gibt es auch bei uns Online-Bücherdienste, zum Beispiel den ABC Bücherdienst GmbH, www.telebuch.de/. Außer den üblichen Daten zu Bindung, Verlag und Preis ist dort über den neuen Pynchon nichts zu lesen. Bei Amazon.com dagegen hat ihn der Literaturredakteur mit einer kurzen Besprechung auf die Mai-Liste der empfohlenen Bücher gesetzt, danach wird die Besprechung der New York Times zitiert, es folgen eine kurze Inhaltsangabe sowie vier Kommentare von Kunden. Ein „NY hippy@aol.com“ etwa meint, „Mason & Dixon“ erfülle alles, was man sich von einem Buch nur wünschen könne. Es sei witzig, zynisch, aber auch klug, darüber hinaus teilweise wahr und sehr originell. Ein anderer findet es dagegen zu gelehrt und sieht keinen triftigen Grund, warum Pynchon es in einem schwer lesbaren Altenglisch verfaßte. Doch nicht allein die Leser sollen ihre Meinung äußern, sondern auch Autor und Verleger. Pynchon schweigt sich selbstverständlich aus über seinen Roman im Stil des 18. Jahrhunderts. Trotzdem ist man mindestens so gut beraten wie beim Buchhändler. Daß der seine Kunden anruft, um sie über die Neuerscheinungen auf dem Gebiet zu informieren, das sie interessiert, ist ungewöhnlich. Der E-Mail- Service von Amazon tut das und liefert nebenbei eine aktuelle Bibliographie. „Most Magickal“, wie es bei Pynchon heißt. Brigitte Werneburg

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