Vosch und frei

Kontrovers: Soll der Geburtstag des Bürgermeisters oder der des Hafens arbeitsfrei werden?  ■ Von Judith Weber

Morgens, zehn Uhr in Hamburg. Verknitterte HanseatInnen kriechen aus ihren Betten, setzen Kaffee auf, knipsen den Fernseher an. Das Dritte zeigt Henning Voscherau, wie er 56 Kerzen auf einer Herrentorte ausbläst. Die BürgerInnen schalten ab und gehen wieder ins Bett. Schließlich ist der 13. August und damit gesetzlicher Vosch-Tag. Arbeiten muß niemand an Bürgermeisters Geburtstag.

Sollte es je so kommen, hat Hamburg das Eimsbüttels SPD zu verdanken. Die verabschiedete bei ihrer Kreisdelegiertenversammlung am Mittwoch einen Antrag auf mehr Mußetage: Der Hafengeburtstag am 7. Mai, der Verfas-sungstag am 6. Juni und der Reformationstag am 31. Oktober sollen arbeitsfrei sein.

26 SPDlerInnen stimmten für die freien Tage, 24 Ewig-Arbeitsame dagegen. Jetzt muß sich der nächste SPD-Landesparteitag mit dem Thema befassen. „Ich glaube, die Idee kam von jemandem, der studiert hat und keine Lust zu arbeiten“, sagt Versammlungsvorsitzender Martin Schäfer. Er lacht über die Zeitungen und PolitikerInnen, die den Scherzantrag nicht als solchen erkannt haben.

Die CDU will dazu nicht gehören. „In der Eimsbüttler SPD waren schon immer besonders viele Spinner konzentriert“, kommentierte Pressesprecher Gert Boysen gestern. Er forderte, auch den Geburtstag des Bürgermeisters für arbeitslos zu erklären.

Der GAL ist dieser Personenkult fremd. Natürlich sei man für mehr Feiertage, erklärte Spitzenkandidatin Krista Sager gestern. „Karneval im Rheinland beispielsweise scheint ja ein guter Standortfaktor zu sein. Das zieht Touristen an.“Zeitgleich mit dem Verfassungstag könne man auch den Einzug der Grünen in die Bürgerschaft feiern.

„Für Vorschläge sind wir offen“, erklärt Martin Schäfer. Ihm geht es um die Beseitigung des innerdeutschen Nord-Süd-Gefälles. „In einer Reihe von katholisch geprägten Bundesländern gibt es drei Feiertage mehr als im protestantischen Norden.“Damit die Süd-Regierungen nicht unter Konkurrenzdruck geraten, müsse der Norden nachziehen. Zudem würden die Feiertage zur „blockweisen Verkürzung der Wochenarbeitszeit“beitragen.

Die FDP findet das nicht komisch. „Wir wollen keine weiteren Feiertage“, sagte Parteichef Frank-Michael Wiegand. Der Antrag sei „offensichtlich unernst“.

Eimsbüttels SPD will das Thema im Herbst noch einmal diskutieren, bei einer Fachtagung zur Zukunft der Arbeit. Von norddeutschem Karneval in Hamburg will Schäfer allerdings nichts hören. „Ich bin doch nicht aus dem Süden Deutschlands hergezogen, um hier Fasching feiern zu müssen.“