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„junge Welt“-Besetzer geben auf

■ Einigung mit Geschäftsführung: Trotz fristloser Kündigung Mai-Gehalt und 2.000 Mark Abfindung für die Rebellen

Der Kampf um die junge Welt ist mit einer Niederlage der Redaktion beendet worden. Die streikenden Redakteure der linken Tageszeitung junge Welt haben am Freitag abend ihre seit 14 Tagen andauernde Besetzung der Redaktionsräume beendet. Das teilte der stellvertretende Chefredakteur Martin Krauß mit. Zuvor sei eine Einigung mit der Geschäftsführung erreicht worden. Danach erhalten die Besetzer ihr Mai-Gehalt und eine Einmalzahlung in Höhe von 2.000 Mark.

Etwa 20 Redakteure hatten seit Ende Mai aus Protest gegen die Geschäftsführung die Redaktionsräume der Zeitung besetzt. Sie waren zu Wochenbeginn fristlos gekündigt worden. Auslöser des Konflikts um die künftige politische Ausrichtung des Blattes mit schweren Vorwürfen in beide Richtungen war die Beurlaubung der Chefredaktion. Diese Maßnahme hatte Geschäftsführer Dietmar Koschmieder mit der wirtschaftlichen Lage der Zeitung begründet. Während drei Viertel der Leserschaft im Osten lebten, sei die Redaktion von Westdeutschen dominiert, beklagte Koschmieder. Die Redaktion warf der Geschäftsführung vor, linken Journalismus zu verhindern.

Die junge Welt hatte kürzlich ihren 50. Jahrestag begangen und war in der DDR die meistgelesene Tageszeitung. Nach der Wende geriet sie nach mehreren Eigentümerwechseln in wirtschaftliche Not. Heute verkauft das Blatt nach eigenen Angaben täglich 17.000 Exemplare. Während der Besetzung erschien die Zeitung als Notausgabe, die von einem kleineren Teil der Redaktion und Verlagsmitarbeitern produziert wurde. Die Besetzer ihrerseits gaben mehrmals die Zeitung jungle World heraus, die am vergangenen Mittwoch erstmals als Wochenzeitung erschien. dpa

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