Billige Betten für Backpacker

Keine Kohle? Kein Problem! Wer auf Hotelkomfort verzichtet, kann auch jenseits von Jugendherbergen fündig werden. Die günstigste Unterkunft kostet zehn Mark pro Nacht und Nase  ■ Von Kathrin Voß

Nicht jeder kann im Adlon wohnen – aber auch Low-Budget-Touristen kommen in Berlin auf ihre Kosten. Von den rund 9 Millionen Berlinbesuchern des vergangenen Jahres blieben nach Schätzung der Berlin Tourismus Marketing GmbH knapp die Hälfte über Nacht in Berlin. Davon schliefen nur 3,2 Millionen in Hotels – der Rest blieb bei Bekannten oder in Privatpensionen. Kein Wunder – ein Doppelzimmer ist in Berlin nur selten unter 140 Mark zu haben. Wer möglichst billig schlafen will, hält am besten nach einem „Backpacker-Hostel“ Ausschau. Hier hat sich in den letzten Jahren einiges getan: Blieb dem Rucksacktouristen früher nur die Wahl zwischen anonymer Jugendherberge oder miefiger Pension, so sind in den letzten Jahren neue Hostels entstanden. Die Bezeichnung „Hostel“ steht dabei für die Mischung aus großen Schlafräumen und wenig Komfort. Diese Hostels liegen im Preis deutlich unter den meisten Jugendherbergen oder Jugendgästehäusern und sind auf die Bedürfnisse von einzelreisenden Globetrottern eingestellt, größere Gruppen finden sich hier nur selten.

Das älteste Backpacker-Hostel in Berlin nennt sich schlicht „Backpacker“ und liegt in Berlin-Mitte, direkt am Potsdamer Platz. Hier trifft man sich in trauter Atmosphäre, denn das Backpacker hat nur acht Betten. Inhaber Ante Zelck hat das Hostel vor zwei Jahren aufgemacht und legt Wert darauf, nicht nur Betten, sondern auch Insidertips zur Verfügung zu stellen. Die Selbstkocherküche und die gemütliche Sitzecke im Flur vervollständigen das Bild: Hier ist richtig, wer sich „zu Hause“ fühlen möchte – das Hostel erinnert mehr an eine große Privatwohnung als an ein Hotel. Mit 25 Mark pro Bett im Vierbettzimmer ist das Backpacker außerdem ein echtes Schnäppchen.

Größer und moderner ist das jüngste Berliner Hostel, der „Cirkus“ direkt am Friedrichsstadtpalast. Er existiert erst seit gut einem Monat, trotzdem ist er oft ausgebucht. Die Atmosphäre ist moderner, aber auch unpersönlicher: Der Cirkus hat rund 40 Betten, im Fünfbettzimmer sind 25 Mark zu berappen. Kein reines Backpacker-Hostel ist die „Fabrik“ am Schlesischen Tor.

Richard Seemann und Georg Krug, zwei Münchner, haben das Hostel vor gut zwei Jahren in einer ehemaligen Maschinenbaufabrik ins Leben gerufen. Der großzügige Empfang in der Fabrik erinnert an ein klassisches Hotel. Mit seinen sandfarbenen Ledersofas wirkt er wie eine Oase der Ruhe im quirligen Kreuzberg. Zielgruppe sind denn auch in erster Linie Selbständige, die geschäftlich nach Berlin kommen. Trotzdem hat sie auch Backpackern einiges zu bieten: Von den insgesamt 120 Betten liegen rund 15 im sogenannten „dormitory“ und sind für 30 Mark pro Nacht zu haben.

Wer nicht unbedingt im Zentrum wohnen muß und vielleicht auch mal einen Blick ins Umland wagen will, kann auch in der Berliner Peripherie schlafen. Zum Beispiel unter Bäumen im Zeltlager Tegel oder an den Ufern der Dahme in Köpenick: Das Internationale Jugendcamp auf dem Gelände des Jugendgästehauses Tegel bietet, circa 40 Minuten vom Bahnhof Zoo entfernt, Übernachtungen im Zelt an. Wer den Weg nicht scheut – das Camp ist auch mit dem Nachtbus erreichbar –, wird mit dem Rekordpreis von 10 Mark pro Nacht belohnt. Der Berliner Jugendclub betreibt dieses Camp bereits seit fünf Jahren während der Sommermonate. 260 Plätze in lauschiger Umgebung wird das Camp in diesem Jahr vom 27. Juni bis 31. August anbieten. Die Zelte haben Holzfußböden, Decken und Isomatten sind im Preis inbegriffen.

Auf der anderen Seite von Berlin, in Köpenick, befindet sich das Jugendhotel „Am Flußbad“. Direkt am ältesten Flußbad Berlins, das vor hundert Jahren eröffnet hat, betreibt der Heimatverein Cöpenick e.V. seit 1995 ein Hotel. Das Hotel befindet sich in dem denkmalgeschützten Gebäude einer alten Bootsbaufabrik, nur wenige Minuten von der Altstadt Köpenicks entfernt. Für die Übernachtung in Vier- oder Achtbettzimmern sind 30 Mark zu bezahlen. Insgesamt bietet das Flußbad 40 Betten an, eine feste Altersgrenze gibt es nicht.