Kirche Nordelbien: Tue Buße und rede darüber

■ Synodenpräsidentin Elisabeth Lingner bereut öffentlich, in der taz hamburg zwei Bischöfe kritisiert zu haben

Einmal und nie wieder. Einmal hat Elisabeth Lingner, Synodenpräsidentin der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, ihre Meinung zum Thema unverheiratete Paare schrift- und öffentlich kundgetan. Nie wieder soll ihr das passieren. Der Gastkommentar in der taz hamburg vom 19. Februar hätte nicht sein dürfen, entschuldigte sich Lingner am Sonnabend vor versammelter Synode.

In ihrem Beitrag hatte Elisabeth Lingner die Bischöfe Karl-Ludwig Kohlwage und Hans-Christian Knuth kritisiert. Beide hatten per Veto eine kirchliche Anerkennung homosexueller und unverheirateter Paare verhindert, obwohl die Synode die Akzeptanz zweimal beschlossen hatte. Aus Enttäuschung habe sie „der Macht der Medien nachgegeben“, sagte Lingner. „Das war ein Fehler, für den ich um Entschuldigung bitte.“Wenn im September eine neue Synode gewählt wird, möchte die 57jährige wieder Präsidentin werden.

Die Synodenarbeit der vergangenen sechs Jahre könne sich schließlich sehen lassen, bilanzierte Lingner. Weltwirtschaft und Fremdenfeindlichkeit seien diskutiert worden, Religionsunterricht und „kirchlich-geistige Themen“wie das Jahr der Bibel. Bei der letzten Tagung dieser Legislaturperiode verabschiedete die Synode am Sonnabend in Hamburg ein Grundsatzpapier zum Thema „Zukunft der Kirche – Kirche der Zukunft“. Nur einer der 140 Abgeordneten stimmte gegen den 31seitigen Reformvorschlag. Das Konzept erklärt unter anderem, wie die Kirche zu mehr Geld kommen könnte – durch SponsorInnen beispielsweise, oder mit Spenden. „Eine Alternative zur Kirchensteuer gibt es derzeit nicht“, sagte Lingner.

Wenn es nicht um innerchristlichen Streit geht, möchten sich die ProtestantInnen weiter der Macht der Medien bedienen. Denn Berichte schaffen Aufmerksamkeit und damit potentielle Mitglieder. Außerdem müsse die Kirche „Schnittstellen im Leben der Menschen“stärker beachten. Soll heißen: viel taufen, mehr verheiraten und noch mehr darüber reden. Für ZweiflerInnen könnte die Kirche eine Mitgliedschaft light anbieten, einen Beitritt auf Zeit.

Bis 1999 werden die Vorschläge in den Gemeinden diskutiert, danach berät nochmal die Synode. Ab 2000 debattiert das Kirchenparlament auch wieder die Anerkennung nicht-ehelicher Lebensgemeinschaften. Judith Weber