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Kommt Zeit, kommt Castor

Nächstes Jahr in Gorleben: Zwischenlager im Wendland bereitet sich auf weitere Atommüll-Transporte aus Frankreich vor  ■ Von Marco Carini

Reinhard König, Geschäftsführer der „Brennelementelager Gorleben GmbH“(BLG), ist sich ganz sicher. „Im kommenden Jahr“, weiß der Chef des umstrittenen Zwischenlagers, „wird es mindestens einen Atommüll-Transport aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague nach Gorleben geben.“König: „Da beißt die Maus keinen Faden ab.“

Der BLG-Chef rechnet damit, daß bei diesem Transport mindestens sechs Castoren, in denen sich mit Atommüll gefüllte Glaskokillen befinden, auf die Reise von La Hague ins niedersächsische Wendland gehen. Einer der Behälter, der ursprünglich beim zweiten Atommüll-Transport im vergangenen März nach Gorleben gebracht werden sollte, stehe bereits seit Frühjahr „fertig beladen“auf dem Gelände der französischen Wiederaufarbeitungsanlage (WAA).

„Ab der Jahreswende“, so König, würden fünf weitere Transportbehälter beladen werden, die „nur nach Gorleben gebracht“werden könnten. Denn bundesweit verfügt derzeit nur die Salzstock-Stadt über eine Genehmigung zur Lagerung des aus Frankreich kommenden Atommülls.

Bis zum Jahr 2003 muß das Zwischenlager nach den derzeit gültigen Atommüll-Verträgen der WAA La Hague noch 110 Castor-Behälter – im Schnitt 18 pro Jahr – mit insgesamt 2800 Glaskokillen abnehmen. Die rund sechs Meter langen Metallbehälter werden anschließend rund 30 Jahre im Wendland zwischengelagert werden. Die geplanten Transporte sind durch einen völkerrechtlichen Vertrag zwischen Frankreich und der Bundesrepublik abgesichert. König: „Keine Regierungsentscheidung und kein Energiekonsens können das verhindern.“

Daneben erwarten die Brennelementelager-Betreiber noch 30 Atommüll-Behälter aus der britischen WAA in Sellafield. Der nächste vor der Tür stehende Strahlen- Transport – drei Castoren aus dem Kraftwerk Neckarwestheim suchen noch einen Abnehmer – soll laut BLG-Chef König dagegen nicht Gorleben, sondern das Zwischenlager in Ahaus anlaufen.

Im niedersächsischen Umweltministerium löst die Ankündigung Königs „keine Verwunderung“aus. Ministeriumssprecherin Eva-Maria Rexing mag „keine Prognose“darüber abgeben, ob und wann der Atommüll-Transport nach Gorleben ins Haus steht: „Wir wissen mit Sicherheit nur, daß in diesem Jahr keine weiteren Castor-Konvois ins Zwischenlager geplant sind.“

Ob allerdings bereits im kommenden Frühjahr, womöglich gar vor der Niedersachsen-Wahl am 1. März 1998, noch atommüllbepackte Tieflader über die wendländischen Straßen rollen werden, darauf habe die Landesregierung, so Rexing, „keinerlei Einfluß“.

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