Die Straße zum Tresen

■ Der Schweiger Chuck Prophet kehrt zu Country zurück

Der Rock'n'Roll hat zwei Gesichter, mindestens. Eins ist aufgedunsen, und der Mensch, zu dem es gehört, kann endlos Geschichten erzählen über die Straße und über das Leben am Tresen. Das andere ist hager, und sein Träger spielt stumm die Gitarre. Bei den Country-Rockern Green On Red trafen diese beiden Typen aufeinander. Dan Stuart hielt gerne ein Schwätzchen mit seinem Publikum, Kompagnon Chuck Prophet strich stumm über seine Gitarre, besoffen aber waren beide die meiste Zeit. Ein eingeschworenes Team war dieses Doppel – daß sich die beiden gegensätzlichen Temperamente regelmäßig in den Haaren lagen, war der erhitzten Stimmung ihrer Konzerte nur zuträglich. Ihre Rockaufführungen waren ein hübsches Donnerwetter.

Ein bißchen Sorgen mußte man sich also schon machen, als sich Green On Red vor ein paar Jahren trennten: Konnten der Choleriker und der Sturkopf überhaupt ohne einander? Tatsächlich brauchte zumindest Chuck Prophet ein paar Anläufe, bis er ein anständiges Album zuwege brachte.

Nach einem gescheiterten Versuch, seinen Country-Rock auf Stadionformat aufzublasen, legt der Schweiger nun endlich ein inspiriertes Album vor: Homemade Blood erinnert mit seinen Riffschwaden zum Teil zwar weiterhin an die Rolling Stones, trotzdem hat er ein paar Momente leisen Sentiments in die Musik legen können. Nichts großes, nur die üblichen Empfindungen, die sich so einstellen, wenn man darüber singt, daß dir die Bank dein Konto sperrt und du den Neujahrsmorgen mutterseelenallein verbringen mußt. Zwei Geschichten des Rock' n'Roll sind das, mindestens. Christian Buß

Do, 12. Juni, 21 Uhr, Knust