Knetmännchens Mondfahrt

■ Die Welt muß aus Plastilin sein: Wallace & Gromit total. Alle Abenteuer der Plastilinfreunde jetzt im Dreierpack im Abaton

Daß der Mond ganz aus Käse ist, wie jeder weiß, ist pure Verschwendung. Er gehört schließlich auf Gromits und Wallaces Cracker. Und so treibt in A Grand Day Out der unverhoffte Keksbelagsnotstand die Plastilin-Figuren von Nick Park um so schneller in die automatische Ankleideapparatur und beschleunigt die Marmeladenschmiermaschine zu höchster Umdrehung. Die Zeit für die Kolonialisierung des himmlischen Rohstoffs drängt.

Ob es darum geht, ein Schaf vor dem Schicksal zu bewahren, als Hackfleischbällchen und häßlicher Pullover zu enden (A Close Shave) oder darum, einen als Hühnchen verkleideten Pinguin mit grundfiesem Charakter als Schwerverbrecher zu entlarven (The Wrong Trousers), jedes Mal erweist sich Hund Gromit als Meister jenes industriellen Krieges, in dem in eindrucksvollen Materialschlachten über Feind und Vaterland entschieden wird. Auch wenn letzteres nur eine Junggesellenwohnung mit Knochenmustertapete an der Wand, Pantoffeln unterm Bett und Käsecrackern auf dem Wohnzimmertisch ist.

Nick Parkers Filme sind kein Puppentheater, sondern großes Zitatenkino, mit ausgetüftelten Perspektiven, dramatischen Fahrten, einer wohl dosierten Licht-und Schatten-Dramaturgie und einem sprechenden Einsatz von Tiefenschärfen.

Und weil jede Verfolgungsjagd eine Mordskneterei bedeutet, sind nach einem Monat gerade einmal 2 Minuten Film im Kasten und gibt es also erst drei Filme. Doch jede dieser 30-Minuten-Geschichten birgt die ganze Dramatik eines Indiana-Jones-Films, die exzentrische Poesie einer Reise zum Mond und die ganze Zärtlichkeit großer Liebesfilme. Und wer danach daran zweifelt, daß die ganze Welt aus Plastilin ist, der muß doch eingestehen, daß Gromit mit seiner schlappohrigen Traurigkeit gar kein Hund, wenn schon kein Prinz, dann doch wenigstens ein verwunschenes Genie ist, das aus dem haarlosen Ärmel immer eine Apparatur gegen das Böse zaubern wird und wir vertrauensvoll in Wallace' Refrain einstimmen können: „Do something, Gromit!!!“

Birgit Glombitza

Abaton