Browserkrieg: Der Klügere gibt nach

■ Microsoft paßt sich der Push-Technik der Konkurrenz an

Wen Bill Gates nicht schlagen kann, den umarmt er. Seit feststeht, daß Geld im Internet auf Dauer nur verdient werden kann, wenn den Netzfreaks die bezahlte Werbung auf den Bildschirm gedrückt wird, ob sie es wollen oder nicht, müssen die Programmierer von Microsoft Überstunden einlegen. Immerhin hat bei dieser sogenannten Push-Technik der Konkurrent Netscape noch die Nase vorn – allerdings ist auch Marc Andreesens Börsenwunder ins Stolpern geraten. Netscape stellte letzte Woche die endgültige Version seines „Communicators“ einer nur mäßig neugierigen Presse vor, denn das entscheidende Stück auf dem Weg zur Kommerzialisierung des Netzes fehlt noch: Der sogenannte Netcaster, der den Empfang von Push-Kanälen möglich macht, ist noch immer nicht fertig geworden.

Der Rückstand könnte tödlich sein. Denn ebenfalls letzte Woche gab Microsoft bekannt, daß sein „Internet Explorer 4.0“ die Technik des Erzkonkurrenten benutzen werde. Damit ist eine drohende Zweiteilung des Internets zunächst vermieden, welche die Inhaltsanbieter gezwungen hätte, sich für ein Produkt zu entscheiden: entweder Netcaster oder Explorer.

Microsofts Lösung besteht in sogenannten CDF-Dateien (für „Channel Definition Format“), die alle für die Zugriffssoftware relevanten Daten zur Nutzung eines Push-Kanals bereit halten: den Kanalnamen, eine kurze Inhaltsbeschreibung und die notwendige Aktualisierungshäufigkeit. Ein Satz von Erweiterungen ermöglicht deren Nutzung nun auch für die Netcaster-Software.

Während die CDF-Technik Unterstützung seitens anderer Hersteller von Push-Software (zum Beispiel Point Cast) erfährt, sieht Netscape weiterhin keine Notwendigkeit für einen gemeinsamen Standard. Allein die Netcaster- Technik könne ein Auseinanderbrechen des Netzes verhindern, meint Netscape. Mark Torben Rudolph/taz

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