Mit spitzen Nadeln zum Erfolg

■ Akupunkturärzte kritisieren, daß Krankenkassen künftig Kosten auch an unqualifizierte Kollegen erstatten sollen

Akupunktur war hierzulande jahrelang eine Außenseitermethode. Seitdem Kassenärzte die Therapie mit der Nadel – zumindest teilweise – über die Krankenversicherungen abrechen können, aber auch weil immer mehr Patienten Alternativen zur Schulmedizin suchen, boomt die Branche.

Schon vor 15 Jahren erstellte die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Liste von rund 40 Krankheitsbildern, bei denen die Anwendung der Akupunktur empfohlen wurde. Zu den wichtigsten gehören Kopfschmerzen, Migräne, Tinnitus, Rheuma oder Schlafstörungen, aufgeführt sind aber auch Erkrankungen wie Lähmungen nach Schlaganfall, nervöse Erschöpfungszustände oder Entzugserscheinungen nach Drogen-, Medikamenten- oder Alkoholmißbrauch.

Trotzdem müssen Patienten derzeit noch bei vielen dieser Indikationen in die eigene Tasche greifen, wenn sie sich mit der Nadel therapieren lassen möchten. „Im Moment erstatten die gesetzlichen Kassen nur einen Teil der Kosten“, meint der Mediziner Dr. Antonius Pollmann, der sowohl bei der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) als auch beim Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren im Vorstand sitzt. „Von den Privatversicherungen wird die Akupunktur zwar zur Gänze getragen, aber auch nur für die Schmerzbehandlung und auch nur die Akupunktur mit der Nadel.“ Wird dafür jedoch ein Laser verwendet, verweigern die Kassen die Kostenübernahme.

Die Bonner Gesetzesänderung könnte zwar daran einiges ändern, doch trotz der Aussicht, daß in Zukunft die Patienten bei den Akupunkteuren Schlange stehen, ist bei Pollmannn keine Spur von Begeisterung zu spüren. Ganz im Gegenteil: In einem Brief wandte sich Pollmann an die Bundestagsabgeordneten und warnte vor der „unkritischen Übernahme der besonderen Therapieinrichtungen in die kassenärztliche Regelversorgung“. Das Problem sei, „daß eine Kostenerstattung unabhängig von der Qualifikation des Therapeuten erfolgen soll“. Die meisten Ärzte, die Akupunktur anbieten, hätten noch nicht einmal die von den Fachverbänden als Minimum angesehenen 140 Ausbildungsstunden absolviert. Wolfgang Löhr