Rasend ökologisch

■ Motorboot-Sportler ohne Chance gegen Naturschutz auf dem Hemelinger See

Bremen - so sollte man meinen - ist ein Mekka für Motorbootsportler. 20.000 Anhänger dieser Diesel-intensiven Wasser-Rennsportart tummeln sich in der Hansestadt. Aber auf vielen ihrer zahlreichen Gewässer dürfen sie nicht schippern: Da ist der Naturschutz vor.

So müssen Bootsbesitzer nach Bremerhaven, in niedersächsische oder gar brandenburgische Gewässer ausweichen. Denn wo immer sie in Bremen fahren dürfen, wollen sie nicht, und wo sie wollen, dürfen sie nicht.

Besonders für die rund 200 jugendlichen Mitglieder des Landesverbandes Motorboot-Sport Bremen ist ihr Hobby mit unzumutbaren Odysseen verbunden, findet der Vorsitzende Horst Lehnigk. Besonders ärgert ihn, daß seinem Verband versagt ist, was vor fünf Jahren noch erlaubt war: auf dem Hemelinger See zu motorsporten.

Und das alles nur, weil der See samt fischigem Inhalt jetzt als schützenswert gilt, wie Holger Bruns-Kösters von der Umweltbehörde bestätigt. Die Bürgerschaft hat vor diesem Hintergrund in dieser Woche die motorbootsportliche Nutzung des Hemelinger Sees abgelehnt. Auch, weil sich mit Hilfe von engagierten Naturschützern auf einer Halbinsel zwischen dem See und der Weser Flußseeschwalben angesiedelt haben.

Lehnigk jedoch sagt: „Was die Naturschützer sich da vorgestellt haben, ist mißlungen. Die Flußseeschwalben haben sich nicht umsiedeln lassen.“Nach einem Jahr seien sie alle wieder an ihren angestammten Brutplatz in einer Industriebrache zurückgekehrt.

Auch das Argument, der Hemelinger See werde als Nahrungsfläche für die seltenen Brutvögel gebraucht, will Lehnigk nicht gelten lassen. Die könnten sich auch an der Oberweser ernähren.

Für Führerschein-Ausbildungen, Meisterschaften und das Training der jugendlichen Motorsportler - Lehnigk argumentiert ausschließlich mit dem Wasser-Rennsport-Nachwuchs - müssten zudem gerade mal fünf Wochenenden und vielleicht noch mal fünf Einzel-Abende auf dem See freigegeben werden. Doch der Naturschutzgedanke setzt sich durch - der Motorboot-Bann bleibt. Freilich gibt es keine Verbote ohne Alternativ-Angebote.

Für dieses Jahr haben die Motorsportler zum Beispiel eine Genehmigung auf der Hamme bekommen. „Auf der Hamme zu trainieren, ist blödsinnig“- kommentiert Lehnigk. „Da habe ICH Naturschutzbedenken und auch Sicherheitsbedenken“.

Denn die Hamme sei mit 20 bis 25 Metern viel zu schmal - Slalomtore für Übungszwecke müßten in direkter Ufernähe aufgestellt werden, und wenn man mit dem Motorboot darumfahre, würden Stauwellen ans Ufer gepresst. Auch die als Trainings-Standorte angebotenen Hemelinger-, Aller-, Fulda- oder Unterweser-Häfen passen Lehnigk nicht - zu gefährlich. Der Motorsport-Lobbyist insistiert: „Der Hemelinger See wäre für mich ökologisch und ökonomisch der beste Standort“. B.A.