Born to be gay. And proud

■ Der Christopher-Street-Day: Hamburgs lesbischwule Szene will unter dem Motto „Going Public“ den Mainstream aufmischen Von Silke Mertins

Versprochen hat sie's, die Sozialsenatorin Helgrit Fischer-Menzel: am 17. Juni an der Spitze der lesbischwulen Parade des Christopher-Street-Days (CSD) mitzumarschieren. Ob im schrillen Fummel oder amtlichen Kostümchen hat die Schirmherrin des ersten großen CSD-Festivals der Hamburger Gay Community noch nicht verraten – wir sind gespannt.

„200.000 Lesben und Schwule leben in Hamburg“, hatte die Senatorin sich schlau gemacht. Grund genug, die mit Macht an die Öffentlichkeit drängende Minderheit nach besten Senatorinnenkräften zu unterstützen. Mit dem Schlachtruf „Going Public“ soll das vom 10. bis zum 17. Juni stattfindende „Lesbischwule Fest –95“ die Grenzen der eigenen Subkultur überschreiten, politische Forderungen unüberhörbar formulieren und vor allem: feiern und sich feiern lassen.

Vom Magnus-Hirschfeld-Centrum über Pink Channel und Frauenmusikzentrum bis hin zur Lesben- und Schwulenkirche „Metropolitan Community Church“ (MCC) hat sich aus Anlaß des „Freiheitstages“ alles zusammengefunden, was in der gleichgeschlechtlich liebenden Szene Rang und Namen hat.

Angeboten wird, was gefällt: Die Zweirad-Fetischistin etwa kann im „Motorrad-Kurs für Fortgeschrittene“ (10.6.) ihr geliebtes Vehikel auseinanderschrauben. In „Weggemobbt, versetzt, vergrault“ (12.6.) wird von Strategien gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz die Rede sein. Auch wird jedem Homo- oder Heterosexuellen ein Freigetränk im Café Fredkin versprochen, sofern er oder sie im Fummel aufkreuzt.

Jahrelang war nicht gerade eitel Sonnenschein zwischen Lesben und Schwulen angesagt: Zu lange wurde frau als Anhängsel der homosexuellen Männer geführt. Zu häufig haben selbige ihre Privilegien als Männer genutzt und Dominanz statt Solidarität walten lassen. „Das Thema ist noch nicht vom Tisch“, läßt Eva Stäbler, Mitorganisatorin des lesbischwulen Festivals, keinen Zweifel. Aber es bewegt sich eben doch: Dieses Mal lief's ohne männliches Rumzicken.

Auch die Christenheit bleibt vom lesbischwulen „Going Public“ nicht ausgespart: Da sich günstigerweise das Homo-Happening mit dem Kirchentag in Hamburg überschneidet, ist nun die evangelische Geistlichkeit gefordert. Denn die Gruppen „Homosexuelle und Kirche“ (HUK) und „Lesben und Kirche“ (LUK) werden nichts auslassen: „Schwule und Lesben sagen, was gut für sie ist“, titelt die Talkshow am 16. Juni. Auch die Kirche muß einsehen, was Greta Gallus, Freifrau von Sodom ohne Gomorrha, gesanglich vortragen wird (15.6.): „Die Seligkeit liegt immer am anderen Ufer.“