Auf dem öffentlichen Prüfstand

■ Junge Autorinnen und Autoren lasen im Kulturhaus Eppendorf

Das kann ein verdammt einsamer Job sein. Die ganze Geschichte im Kopf, doch vor sich nur weißes Papier oder den leeren Bildschirm des Computers. Ein Buchstabe, die ersten Worte, nichts geworden, zerknüllen oder löschen. Auf ein Neues. Denn wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, den läßt sie so schnell nicht wieder los, die Literatur. Die Mühen zu belohnen und den Geschichten den Weg aus der Schublade heraus an die Öffentlichkeit zu ebnen, ist das erklärte Ziel des Hamburger Forums Junger Autorinnen und Autoren.

Am Mittwoch abend lasen sechs von ihnen im Kulturhaus Eppendorf. Ein Stuhl, ein kleiner Holztisch, eine Lampe, im Hintergrund ein schwarzer Vorhang, der die Blicke schluckt. Nacheinander nehmen Oskar Sodux, Joachim Bitter, Kai Kresse, Alicja Wendt, Karen Duve und Stefanie Richter auf dem Podium Platz. Ein letztes Innehalten und Ordnen der Papiere. Ein etwas unsicherer Blick ins Publikum. Wie wird es reagieren? Nackter, als in diesem Augenblick, kann ein Mensch sich wohl kaum jemals fühlen.

Doch über einen Kamm scheren lassen sich die Autorinnen und Autoren nicht. Sodux, Bitter und Karen Duve, die diesjährige Bettina-von-Arnim-Preisträgerin, erzählen kleine, mal lakonische, mal skurrile Geschichten aus dem unfaßbaren Alltag. Da ist die Rede vom Tag, als „ganz Ohlsdorf nach ,Schwarzer Krauser' roch“ und die Menschen, die „einander Legende sein wollen“. Kai Kresse dagegen hat Prosa des südafrikanischen Schriftstellers Mazisi Kunene übersetzt, der in den 60er Jahren aus dem Apartheid-Staat emigrierte. Die „Türkischen Impressionen“, die Alicja Wendt vorträgt, bestechen durch eine knappe, unprätentiöse Sprache. Unter dem schönen Titel „Bier und Jetzt“ spielt Stefanie Richter wiederum genau damit.

Durch die Bank konnten die sechs Autorinnen und Autoren überzeugen. Das Forum, sagen sie, gebe ihnen die Möglichkeit, schon im Prozeß des Schreibens ihre Arbeit kritisch zu überprüfen und gegebenenfalls immer wieder zu überarbeiten. Auch das hat man dieser Lesung positiv angemerkt.

Karsten Neumann