■ Pro & Contra: Zurück nach Troja?
Der Unterschied zwischen zivilisierten und unzivilisierten Gesellschaften ist, daß die unzivilisierten sich vom Zorn leiten lassen. Daß sie dabei meist zu den Mitteln greifen, gegen die ihr Haß sich richtet, ist das Grundmotiv griechischer Tragödien. Deren Resultate sind bekannt.
Wenn jetzt – wie in diversen Städten vorher – mit Steckbriefen Hatz auf Wiglaf Droste gemacht wird, in denen aufgerufen wird, mit Gewalt seine Lesung auf Kampnagel zu verhindern, weil er ein Sexist sei, und das tatsächlich gelingen sollte, dann befinden wir uns geradeaus auf dem Rückmarsch nach Troja.
Daß viele Äußerungen von Wiglaf Droste kontrovers und provozierend sind, liegt in seiner Natur als Narr, als Satiriker. Sein Pech ist, daß er seine Zielscheiben nicht bequem wie die meisten Kabarettisten bei common-sense-Feinden sucht, sondern linke Denkverbote aufs Korn nimmt. Insbesondere der unter Linken weit verbreitete Glauben, die Wahrheit über ein Thema gepachtet zu haben, findet seinen beißenden Spott. Leute, die Provokationen nicht von Meinungen unterscheiden können, führt das dann leicht dazu, die begriffliche Atombombe zu zünden: Droste gleich Sexist.
Im Gegensatz zu seinen neuen Gegnern hat Wiglaf Droste allerdings nie eine Auseinandersetzung gescheut. Auch diesmal hat er angekündigt, mit allen auch noch so Aufgeregten diskutieren zu wollen. Wer vorher zuschlägt, statt die Chance der Auseinandersetzung zu suchen, liebt die Schlacht mehr als den Sieg. Till Briegleb
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