Zäher Ringkampf

■ Die Übungsrauminitiative „Musizierende Toiletten“ feiert ihr fünfjähriges Bestehen mit einem neuen Ex-Klo

Junge Leute und Rockmusik, das bedeutet nichts Gutes. Die gemeinsame Kracherzeugung ist sowieso nur Vorwand zum Haschrauchen, Trinken und Mädchenverführen. Das alte Vorurteil ist nach Meinung von Oliver Camp, Kopf der Musizierenden Toiletten, ein Grund dafür, weshalb der Verein es mitunter schwer hat, die Behörden von seinem Anliegen zu überzeugen. „Am Stadtpark haben wir schon vor Monaten ein ideales Gebäude entdeckt, aber Baudezernent Bieger will es lieber abreißen lassen.“

Und das, obwohl Konzept und Praxis der Musizierenden Toiletten, die dieser Tage ihr fünfjähriges Bestehen feiern, eigentlich jeden von der Anständigkeit der angehenden Musiker überzeugen müßten. Denn am Anfang steht hier immer das eigene Anpacken: Die Bands müssen sich die von den Bezirken zur Verfügung gestellten Bedürfnisanstalten selber renovieren, um sie später selbstverwaltet nutzen zu können. Der Verein schießt nur das Geld zu. In den letzten fünf Jahren sind so sechs Häuser umfunktioniert worden, ein weiteres in Rahlstedt soll im Herbst fertig werden.

Möglich war dies nur in andauerndem zähen Ringen mit den Bezirken und der Kulturbehörde um Gebäude und Förderungsgelder. Die Zusammenabeit mit den Bezirken habe teilweise schon gut geklappt, räumt Camp ein, bei der Kulturbehörde dagegen hätte man es – immer noch – schwerer. „Da interessiert sich eben keiner für unsere Musik. Die fördern nur das, was sie gut finden.“

Vielleicht trägt auch die Beschränkung auf unpopuläre Basisarbeit zu diesen Widerständen bei. Denn sie richtet sich nicht an ein breites Konzertpublikum, sondern an einsatzbereite Musizierwillige.

Zu symbolischen Handlungen allerdings reicht es: Das frisch zum Jubiläum fertiggewordene Ex-WC im Wansbeker Gehölz wird heute morgen von Christina Weiss eröffnet. Ein kostenloses Konzert am Samstag mit diversen Bands präsentiert den neuen Proberaum dann fürs Volk. Jörg Königsdorf