Vulkan scheiterte im Machtkampf

■ Triebold gegen Hennemann – in der Krise 1995 lähmte ein Machtkampf den Werftenkonzern / „Finanzprobleme wären lösbar gewesen“, sagt Commerzbanker und Aufsichtsrat Müller-Gebel

Der Vulkan ging 1995/96 im Streit der Spitzenmanager unter, diesen Eindruck vermittelte der Vertreter des Konsortialführers Commerzbank, Klaus Müller-Gebel, gestern vor dem Untersuchungsausschuß. Die Finanzprobleme seien lösbar gewesen, so seine Überzeugung. Daß der Vulkan-Konzern über Wochen ohne Führung dastand und immer mehr ins Trudeln geriet, hatte einen anderen Grund: Die Bankenvertreter hatten im entscheidenden Monat September 1995 geplant, den Hennemann-Intimfeind und früheren Chef von Atlas Elektronik, Karl Friedrich Triebold, zum neuen Vorstandsvorsitzenden zu machen. Bei dem Vertreter der Dresdener Bank, dem Bremer Anwalt Joachim Theye, Dieter H. Berghöfer und bei ihm sei „die Vorstellung gewesen, daß man Prof. Triebold dorthinsetzt“, erklärte Müller-Gebel – nur sein die Arbeitnehmer-Bank geschlossen und strikt dagegen gewesen. Und die hatten, zusammen mit Claus Grobecker, formell ein Kapital-Vertreter, auch AR-Vorsitzenden Johann Schaeffler sei in der entscheidenden Situationen nicht gegen Hennemann gewesen.

Die Hennemann-Fraktion hatte die Mehrheit, die Banken-Vertreter aber in der Liquiditätskrise die Macht: Sie sollten neuen Krediten zustimmen. Vor der Aufsichtsratssitzung vom 11. September 1995 kamen Banken- und Arbeitnehmervertreter in kleiner Runde zusammen, um Hennemann zu schaden. Ergebnis der Vorverhandlungen war dennoch nur ein Kompromiß: Triebold und der verantwortliche Finanzvorstand (Müller-Gebel: „der war seiner Aufgabe nicht gewachsen“) gingen sofort, Hennemann bot seinen Rücktritt an. Die gezielte Indiskretion über die Liquiditätslücke von 300 Millionen, die Triebold an die Spitze des Vulkan bringen sollte, fügte dem Konzern insgesamt schweren Schaden zu, weil die Zulieferer Vorkasse forderten.

Derweil ging der Machtkampf weiter. Wochen vergingen, „der beste Nachfolger von Hennemann heißt Hennemann“, scherzte Claus Grobecker öffentlich in Rostock. Erst als Hennemann im November ganz weg war, konnten die Banken den Manager Udo Wagner mit einer Gehalts-Garantie bis zu 6 Millionen Mark gewinnen, sich auf den Schleudersitz beim schlingernden Konzerns zu setzen. Aber Wagner war, so deutete Müller-Gebel an, dann doch nicht die richtige Wahl gewesen. Der habe dann im Februar 1996, anstatt ein Konzept vorzulegen, auf einem „kleinen Zettel“Forderungen über zwei Milliarden aufsummiert. „Dies war eine falsche Vorstellung“, kommentiert der Commerzbank-Vertreter trocken. Wagner sei ein Finanzmann gewesen, der beweisen wollte, daß er auch ein Unternehmen führen konnte. Aber er habe nur Geld gefordert, wo „man hätte was unternehmen müssen“.

Karl-Friedrich Triebold war gestern vormittag vor dem Commerzbank-Vertreter befragt worden, das hat ihm Fragen nach seinen Ambitionen erspart.

Immer wieder gab es in den letzten Wochen bei STN Befürchtungen, daß Triebold nun, nach dem Verkauf der Firma an Rheinmetall, wieder an die Spitze des Rüstungselektronik-Unternehmens geholt werden könnte. Rheinmetall hat ihm aber nur einen Beratervertrag gegeben. Chef soll, wenn das Kartellamt endlich seine Zustimmung zu dem Verkauf gibt, Rheinmetall-Vorstandsmitglied Gerhard Krischer werden, der bisher auf dem Gebiet der Autoteile-Zulieferung tätig ist. K.W.