Smart rettet Arbeitsplätze

Die Motoren für den neuen Kleinwagen von Daimler und Swatch werden in Berlin hergestellt. Jobs von 300 Mitarbeitern sind gesichert  ■ Aus Berlin Mirko Heinemann

Mit viel Brimborium wurde gestern im Berliner Daimler-Benz- Werk der Startknopf für die Motorenproduktion des Kleinwagens Smart betätigt. Hergestellt wird der zweisitzige Wagen der „Sub- Kompaktklasse“ vom Joint-venture-Unternehmen Micro Compact- Car AG (MCC) der Unternehmen Daimler-Benz und dem schweizerischen Uhrenhersteller SMH (Swatch).

Mit zweieinhalb Metern Länge und einem Verbrauch von drei bis vier Litern Super wurde das sogenannte Swatch-Auto als Verkehrsmittel für Ballungsräume konzipiert, mit dem man „zur Not auch quer parken“ könne. Zusammengesetzt wird der Trabi-Nachfolger, dessen Karosserie zu einem guten Teil aus Kunststoff besteht, im lothringischen Hambach. Während die Technik von Daimler- Benz entwickelt wurde, zeichnet SMH für das Design verantwortlich. Die Einzelteile werden von verschiedenen Zulieferfirmen gebaut und in einem neuartigen Baukastenverfahren montiert.

Manfred Remmel, Bereichsvorstand der Daimler-Benz AG, sagte beim Festakt in Berlin, mit der Entscheidung für Berlin avanciere die Stadt zum „zweiten Motorenstandort in Deutschland nach Untertürkheim“. Das Unternehmen hat 100 Millionen Mark in den Ausbau der Smart-Motoren-Produktion investiert.

Die Arbeitnehmervertreter des Berliner Daimler-Werkes lobte Remmel überschwenglich. Deren Einwilligung, Mehrarbeit mit Freizeit auszugleichen, sowie die Bereitschaft für ein flexibles Arbeitszeitmodell habe bei der Entscheidung für den Standort Berlin den Ausschlag gegeben. Damit würden 300 Arbeitsplätze langfristig gesichert und 30 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen.

Den Betriebsratsvorsitzenden Kurt Krause schien das Lob peinlich zu berühren. Dennoch betonte er, die Belegschaft stehe hinter dem neuen Arbeitszeitmodell, auch wenn allen „die zusätzliche Belastung“ schwerfalle. Der Berliner Wirtschaftsenator Elmar Pieroth (CDU) fügte hinzu, das Berliner Modell habe gezeigt, daß „Deutschland auch als Hochlohnland konkurrenzfähig bleiben“ könne, und lobte die „Anpassungsfähigkeit“ der Arbeitnehmer. Der Smart soll ab Frühjahr 1998 lieferbar sein und wird in eigens errichteten Vertriebszentren verkauft. Der Motor des Smart soll 55 PS leisten, womit das Kleinstauto bis zu 130 Kilometer pro Stunde schnell sein wird. Geplant sind bis 1999 eine Diesel- sowie eine Hybridversion, eine Kombination aus Benzin- und Elektroantrieb. Da der Motor des Smart unter die Abgasstufe D 3 fällt, kann der Smart zumindest in den ersten Jahren steuerfrei gefahren werden.