„Unser Einfluß ist gewachsen – trotz Niederlage“

■ AGiM-Sprecher Holger Scharf verfehlt den Aufsichtsrat – an Aufgabe denkt er nicht

taz: Dein Ziel, in den Aufsichtsrat zu kommen, hast du verfehlt. Wie geht es jetzt mit dir und der AGiM weiter?

Holger Scharf: Direkt nach der Wahl war ich ziemlich enttäuscht, aber jetzt geht es schon wieder. Mir hat geholfen, daß viele kritische Leute gekommen sind und mir ihre Unterstützung zugesagt haben, nach dem Motto „Jetzt erst recht“. Die wollen künftig verstärkt in der AGiM mitarbeiten.

Mit welchem Ziel?

Wir werden weiterhin die Arbeit des Präsidiums kritisch beobachten und natürlich auch den neuen Aufsichtsrat. Die sollen nicht denken, daß sie uns los sind. Die können sich nicht aus der Verantwortung stehlen.

Präsident Heinz Weisener wird das nicht gerne hören.

Das kann ich mir auch gut vorstellen. Er hat sehen müssen, daß wir keine kleine Minderheit sind, wie er immer wieder behauptet hat. Wir sind eine wichtige und ernstzunehmende Kraft im Verein, deren Einfluß gewachsen ist – trotz unserer Niederlage.

Die Mehrheit konntet ihr aber nicht überzeugen. Wo habt ihr Fehler gemacht?

Vielleicht hätte ich in meiner Vorstellungsrede weniger Weisener direkt kritisieren sollen. Da ging bei vielen Leuten die Klappe runter und die haben gar nicht mehr hinterfragt, was ich eigentlich inhaltlich gesagt habe. Am Denkmal Heinz Weisener darf man nicht kratzen: Die wollen ihren Papa haben, sonst nichts, und haben deshalb beinhart dessen Kandidaten durchgestimmt.

Überrascht dich das?

Nachdem Weisener im Vorfelde über die Medien so massiv Stimmung gegen uns gemacht hat, eigentlich nicht. Er hat uns zum totalen Feindbild hochstilisiert und als eine Gefahr für den Verein dargestellt. So, als wollten wir die Revolution am Millerntor. Ich habe dennoch mit Absicht keine moderatere Rede gehalten, weil ich so nicht gefühlt und gedacht habe.

Deine Chancen wären größer gewesen.

Das war nicht die letzte Wahl. Viele Leute haben jetzt begriffen, daß es nicht reicht, nur kritisch zu sein. Wenn man etwas verändern will, geht das nur über die Gremien des Vereins. Deshalb wollen viele in den FC St. Pauli eintreten.

Vielleicht gibt es sogar einen direkten Weg. Wie man hört, will Heinz Weisener mit euch Kontakt aufnehmen.

Wir stehen einem Gespräch mit dem Präsidium grundsätzlich positiv gegenüber. Das wollten wir ja immer. Hoffentlich meint Weisener es auch ernst und es entwickelt sich ein kontinuierlicher Dialog daraus. Fragen: Clemens Gerlach