Waren die Götter kleine wuschelige Wesen?

■ Ufo Day: Außerirdische Materialermüdung verursacht irdische Besucherermüdung

Daß bei seinem Vortrag (Thema: „Von Ufos entführt“) ständig das Mikro ausfiel, war, so Referent Gerd Höchsmann, eines der „typischen poltergeistartigen Phänomene, mit denen man sich in diesem Bereich sowieso befaßt“. Desgleichen vermutlich auch die Tatsache, daß statt der erwarteten 4.000 nur schlappe paar hundert Besucher dem Aufruf zum Ufo Day ins Tempodrom gefolgt waren. Oder lag's an den saftigen 55 Mark Eintritt?

Die anwesenden Ufo-Begeisterten jedenfalls erwarteten Vorträge, Space-art-Projektionen und Konzerte. Im Zelt stach dem irdischen Besucher als erstes die aus Schrott zusammengebastelte Skulptur des „ersten ARTronauten der Weltraumgeschichte“, Charles Wilp, ins Auge. Dessen Kunst besteht, Gott oder sonstiges höheres Lichtwesen bewahre, nicht aus irgendeinem Schrott, nein, die Bauteile seines für Nichtaußerirdische etwas unverständlichen Werkes „Huldigung an Ariane V“ stammen von der verunglückten Raumfähre gleichen Namens.

Aber nicht nur Nasa- und ESA- Raumschiffe scheinen bei den langen Reisen durchs grenzenlose All der Materialermüdung ausgesetzt zu sein. Seit dem Absturz eines Flugkörpers bei Roswell in der Wüste von New Mexiko 1947 hält sich hartnäckig das Gerücht, daß dieses Objekt kein Wetterballon, so die offizielle Erklärung der US Air Force, sondern ein unidentifizierbares gewesen sei. Immer wieder tauchen angebliche Augenzeugenberichte, Geheimdokumente aus den Archiven der Air Force und von in Ufologenkreisen anerkannten Fachmännern bezeugte Untersuchungen zum Thema auf. Ufo-Forscher und Captain der US- Air-Force-Reserve, Kevin Drandle, durfte beim Ufo Day denn auch ermüdende 60 Minuten aus seinem Buch über den Ufo- Absturz bei Roswell fabulieren, vom Bericht des Fahrers („die Kisten mit den außerirdischen Wesen waren so merkwürdig leicht“) bis hin zu dem mysteriösen metallenen Material, das „auf jeden Fall nicht von einem normalen Flugzeug stammen kann“.

Die USA haben, wie man in Ufologen-Kreisen unterstellt, ohnehin schon einiges auf dem antiaußerirdischen Kerbholz: Ganze drei Raumschiffe seien schon abgestürzt und eines bei Lesotho in Afrika. Und weil das alles so geheim ist, gibt es natürlich auch keine stichhaltigen Beweise. Der Phantasie sind bei dieser Laiendarsteller-„Akte X“ keine Grenzen gesetzt.

Das Roswell-Raumschiff und die dazugehörige „Aera 51“, in der angeblich Experimente an überlebenden Außerirdischen vorgenommen wurden, rückt die Arbeit der emsigen Aufklärer allerdings schon fast in die Nähe der Weltverschwörungstheoretiker. Mit Geschäftssinn: Area-51-Ich-war- dabei-T-Shirts und andere Devotionalien gab's nebenan am „Star Trek“-Stand.

Und man konnte noch mehr lernen beim Ufo Day. Daß die außerirdischen „kleinen Grauen“ bei ihren Entführungen „durch eine Wand hindurch diffundieren“ und an dem „Probanden“ medizinisch herumexperimentieren. Die dabei zurückbleibenden Narben schließen sich meist so geheimnisvoll schnell, daß später leider nichts mehr nachzuweisen ist.

Außer den „kleinen Grauen“ (großer Kopf und mandelförmige schwarze Augenlöcher) gibt es laut Referent Höchsmann noch die 2,50 Meter hohen Echsenartigen, von denen eines wochenlang einen im Sauerland lebenden Mann belästigt hat, und keiner hat es gemerkt! Manche „glaubwürdige Augenzeugen“ berichten sogar von „kleinen wuscheligen außerirdischen Wesen“. Wenn da nicht der Wunsch mal wieder Vater des Gedankens war... Jenni Zylka