Unterm Strich

Auf der 47. Biennale in Venedig ist der deutsche Künstler Gerhard Richter mit dem internationalen Preis der Jury ausgezeichnet worden. Der 65jährige Dresdner mit Wohnsitz in Köln habe der Kunst dieses Jahrhunderts einen Stempel aufgedrückt, urteilte die Jury aus europäischen und amerikanischen Museumsdirektoren. Aufsehen erregte Richter unter anderem 1989 mit seinem Stammheim-Zyklus, den er nach Fotos aus den Zellen der RAF-Häftlinge malte. In Venedig ist er mit einer Serie kleinformatiger abstrakter Arbeiten vertreten. Auch Catherine David hat für ihre nächste Woche in Kassel beginnende documenta einige Richter-Bilder ausgewählt – dort wird Richters „Atlas“-Zyklus zu sehen sein.

Den internationalen Preis der Jury erhielt außerdem die in Belgrad geborene Künstlerin Marina Abramovic. Sie lebt in Amsterdam und lehrt gegenwärtig an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Marina Abramovic gehöre zu den innovativsten Performance-Künstlern, hieß es zur Begründung. In Venedig setzt sie eine Allegorie des Krieges um, indem sie weißgekleidet die Knochen von Stieren wusch (siehe taz vom 14. 6.). Der Preis der internationalen Jury besteht aus einem goldenen Löwen und ist nicht dotiert.

Frankreich wurde für den besten Pavillon ausgezeichnet. Der französische Künstler Fabrice Hybert hat ein vollständiges Fernsehstudio mit Regiepult, Garderobe und Schminkraum aufgebaut. Auf zehn Monitoren flimmern Live-Aufnahmen von der Biennale, ab und an werden auch Diskussionen im Pavillon dokumentiert, an denen sich Besucher beteiligen können. Den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk erhielten die Amerikanerin Agnes Martin und der Italiener Emilio Vedova.

Im Seegebiet vor Hiddensee beginnen in dieser Woche die Grabungsarbeiten an dem bislang von Tauchern untersuchten Gellenwrack. Dazu soll der teilweise im Sand und Schlick versunkene, etwa 650 Jahre alte Schiffsrumpf mit einem Saugspüler vollständig freigelegt werden, sagte Cheftaucher Thomas Förster gestern an Bord des Forschungsschiffs „Seefuchs“. Bei dem in drei Metern Tiefe liegenden Wrack handelt es sich um einen vermutlich um 1325 in Schweden gebauten Frachtensegler, der mit einer Ladung von Kalksteinplatten bei Sturm vor Hiddensee gestrandet und gesunken war.