Künftig „etwas ruhiger“

■ Skinhead für Neonazi-Parolen verurteilt

Wenn er Briefe schreibt, dann setzt er ganz selbstverständlich für jedes „S“ein „SS“ein. Singt er in der Öffentlichkeit faschistische Lieder, dann „ist das eben meine politische Meinung“. Gestern wurde Heiko H. für das Kundtun dieser Meinung vom Hamburger Amtsgericht zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt. Da der Skinhead bereits seit März in Untersuchungshaft ist, setzte das Gericht die Reststrafe zur Bewährung aus und Heiko H. auf freien Fuß.

Aufrecht, glatzköpfig und in Bundeswehrhose sitzt der 23jährige auf der Anklagebank. „Ich bin voll schuldig“, sagt er mit merkwürdig hoher Stimme. Damit gibt er zu, was Staatsanwältin Petra Neddermeyer ihm zuvor vorgeworfen hat. Daß er am 28. September 1996 auf der Rückfahrt vom HSV-Spiel gegröhlt hat: „Wir bauen einen Tunnel bis Auschwitz, um dort auszuschwitzen.“Daß er gerufen hat: „Deutschland den Deutschen“und „Sieg Heil“. Und daß er den Arm zum Hitlergruß reckte.

Zu seiner politischen Überzeugung stehe er heute noch, bekennt Heiko H. – auch nach monatelanger Untersuchungshaft. Künftig wolle er nur „ruhiger“sein.

Richter, Staatsanwältin und Verteidiger feilschen jetzt nur noch darum, welche neonazistischen Aussagen mehr, welche weniger schlimm sind. „Sieg-Heil“scheint mittlerweile gesellschaftsfähig zu sein: Staatsanwältin Petra Neddermeyer findet Heiko H.s Äußerungen nämlich deswegen „hochgradig widerlich“, weil sie über „das sonstige Sieg-Heil-Schreien“hinausgingen. Auch Richter Christian Löffler stößt sich vor allem daran, daß H. „nicht nur Hakenkreuze geschmiert“habe. Verteidiger Rolf Hörner findet gar, die Sprüche und Lieder befänden sich „im üblichen Rahmen“. Elke Spanner