■ Das Portrait
: Eiweißmaschine mit Ahnen im Harem

Unser Haushuhn stammt vom Bankivahuhn (Gallus gallus) ab, das in den Wäldern Südostasiens beheimatet ist. Es ist braun mit gelben Halsfedern. Die Urhühner lebten in Haremsgruppen von 5 bis 12 Tieren im Unterholz und pickten Kleingetier, Samen und Knospen. Nachts saßen sie auf Bäumen. Die Domestikation begann vor etwa 5.000 Jahren in Indien.

Hühner wurden zunächst als Schlachttiere gehalten, erst später als Eierlieferanten. Sie leben in einem stabilen Sozialverband. Der Hahnenschrei ist das akustische Startsignal für ihren Tageslauf. Zur Morgendämmerung wird ausgiebig das Gefieder geputzt, dann beginnt die Futtersuche mit anschließender morgendlicher Eiablage. Zur Mittagszeit folgt eine Ruhephase mit ausgiebigem Sonnenbad. Nachmittags steht Staubbaden und anschließend wieder die Futtersuche auf dem Programm. Als liebste Zeit für die Kopulation gilt dem Huhn der Nachmittag. Gegen Abend dann treibt der Hahn die Hühner auf die Stange. Ein Huhn legt täglich eine Wegstrecke von etwa 1 bis 1,5 Kilometern zurück. Es wird bis zu sieben Jahre alt.

Die Urahnen unserer heutigen Eiweißmaschinen, die Dschungelhühner Südostasiens, legten 6 bis 12 Eier im Jahr. Schon 1870 hatten die Züchter die Legeleistung auf 80 Eier hochgetrieben, im Jahre 1950 waren es 120 Eier. Heute wird den Hochleistungshühnern mehr als das Doppelte abverlangt: Käfighühner in den großen Batterien bringen es auf 300 Eier.

Das Hühnerei enthält als Keimzelle alles, was der Vogelembryo braucht. Das Hühnerei ist ein perfektes Produkt, eine gut verpackte Proteinbombe. So einfach wie köstlich und von höchstem Nährwert. Die biologische Wertigkeit seines Eiweißes ist höher als das von Fleisch, Fisch und Milch. Die Aminosäuren liegen in einem für den menschlichen Organismus idealen Verhältnis vor. Das Eidotter ist fett-, aber auch eiweißreicher als das Eiklar.

Eier enthalten die Vitamine A, E, K, B1, B2, B6, Folsäure und die Mineralstoffe Natrium, Kalium, Calcium, Phosphor, Magnesium, Fluor und Eisen. Das Ei besteht aus 65 Prozent Wasser, 12 Prozent Eiweiß, 11 Prozent Fett, 11 Prozent Mineralien. Küken entwickeln sich etwa 19 Tage im Ei bei 38 Grad. Noch als Embryo kommunizieren sie im Ei miteinander und sprechen so den gemeinsamen Zeitpunkt des Schlüpfens ab. Manfred Kriener