Knast für Rechtsextremen

■ Südafrikanisches Gericht verurteilt den Chef der Afrikaner Widerstandsbewegung zu sieben Jahren. Gruppe ist abgetaucht

Johannesburg (taz) – Südafrikas bekanntester Rechtsextremer ist wegen zweier Übergriffe auf Schwarze zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Ein Gericht in Potchefstroom verurteilte den Vorsitzenden der Afrikaner Widerstandsbewegung (AWB), Eugene Terre'Blanche, gestern zu sieben Jahren. Gemäß südafrikanischem Strafrecht war Terre'Blanche im April diesen Jahres des versuchten Mordes an einem Scharzen und schwerer Körperverletzung an einem weiteren Mann für schuldig befunden worden. Das Strafmaß wird getrennt vom Schuldspruch verhängt.

Terre'Blanche will jetzt gegen das Urteil Berufung einlegen, muß dazu jedoch eine erneute Kaution bewilligt bekommen. Der Antrag auf rund 1.200 Mark wurde gestern vom Gericht als zu niedrig angesehen. Die endgültige Entscheidung fiel erst nach Redaktionsschluß. Vor dem Gericht war die Atmosphäre am frühen Nachmittag gespannt. Unter starkem Polizeiaufgebot forderten rund 100 ANC- Anhänger eine härtere Strafe, während AWB-Mitglieder gegen das Verfahren protestierten. Die Taten liegen mehr als ein Jahr zurück. Terre'Blanche hatte im März 1996 einen jungen Schwarzen in einem Wutanfall mit einer Eisenstange niedergeschlagen und dabei lebensgefährlich verletzt. Der Mann hat seither einen Gehirnschaden. Sein Vergehen: Er hatte im Dienst gegessen.

Zu Apartheid-Zeiten war das sogenannte „Kaffir bashing“ ein anerkanntes Mittel, um Bedienstete zu bestrafen. Immer wieder kamen dabei vor allem auf abgelegenen Farmen auch Angestellte ums Leben. Die Taten wurden vertuscht, polizeiliche Ermittlungen verliefen im Nichts. Mit dem Urteil soll auch bewiesen werden, daß das im demokratischen Südafrika kein Kavaliersdelikt mehr ist.

Um Terre'Blanches Truppe ist es unter Mandela ruhig geworden. Ihr Hauptquartier hat die AWB noch immer in der Kleinstadt Ventersdorp. Vor den ersten freien Wahlen im April 1994 hatte die Organisation das Land mit Attentaten in Angst und Schrecken versetzt. Erst zum letzten Jahreswechsel machten die Rassisten wieder von sich reden, als in einigen Städten Bomben hochgingen. Vier Menschen starben, 60 wurden verletzt. Terre'Blanche gab zu, daß die Anschläge auf das Konto ehemaliger Mitglieder gingen, wollte aber nichts damit zu tun haben. Die Gruppe nannte sich „Burische Angriffstruppe“ und ist laut Terre'Blanche „sehr gefährlich“. Mehrfach warnte er vor einem Rassenkrieg. Bis heute hat man nichts mehr von der Truppe gehört. Kordula Doerfler