■ Mit Castor-Kosten auf du und du
: Teuer für die Bahn

Berlin/Hannover (taz/dpa) – Die Deutsche Bahn AG rechnet mit Umsatzeinbußen in Millionenhöhe wegen des Atommülltransports mit sechs Castoren nach Gorleben Anfang März. Im vergangenen Februar habe es im Personenfernverkehr einen Umsatzrückgang von sechs bis sieben Prozent gegeben, sagte ein Sprecher der Bahn AG der dpa. Es sei wahrscheinlich, daß wegen der Berichterstattung über Verspätungen durch Anschläge gegen Gleisanlagen im Zusammenhang mit dem Atommülltransport ins Zwischenlager Gorleben viele Bahnkunden andere Transportmittel vorgezogen hätten.

Nach Bahnangaben betrug der Umsatz im Personenfernverkehr 1996 rund 5,4 Milliarden Mark. Die genaue Zahl der Reisenden für dieses Jahr gibt die Bahn erst in den nächsten Wochen bekannt. Es werden nach Angaben einer Bahnsprecherin aber mehr als 1995, als insgesamt 139,2 Millionen mal eine Zugfahrt im Fernverkehr angetreten wurde.

Weder bestätigen noch dementieren wollte die Bahn AG Berichte von vergangener Woche, nach denen zukünftig den Betreibern der Atomkraftwerke für die Transporte von Atommüll nach Gorleben deutlich höhere Preise in Rechnung gestellt werden sollen. Gespräche mit Kunden würden grundsätzlich nicht kommentiert, so ein Bahnsprecher gestern zur taz – weder die Preise noch die Laufzeit bestehender Verträge.

Laut einem Sprecher der Betreibergesellschaft des Zwischenlagers, der Brennelementlager Gorleben GmbH, soll am Transport auf Schienen festgehalten werden. Dies sei auch eine politische Vorgabe, da der Schienenweg als die sicherste Variante gelte. Die Abwicklung eines Atommülltransports inklusive Beladung, Begutachtung und Genehmigung bezifferte er auf mehrere 100.000 Mark. Nach Angaben des Sprechers hat die Bahn noch keine Transportpreiserhöhung angekündigt.

Bevor die Castoren durch den größten Polizeieinsatz in der Geschichte der BRD ins Zwischenlager nach Gorleben befördert wurden, hatte die Bahn durch echte und fingierte Anschläge auf Oberleitungen und Bahnhöfe einen Schaden in Millionenhöhe zu vermelden. Die Schäden waren versichert. Die Umsatzverluste hingegen muß die Bahn selbst tragen.

Neue Zahlen zu radioaktiven Abfällen in Deutschland hat das Bundesamt für Strahlenschutz in der Juni-Ausgabe der Atomwirtschaft veröffentlicht. Demnach war am 31. Dezember 1995 der Bestand an unbehandelten radioaktiven Reststoffen 30.107 Kubikmeter. In diverse Gebinde abgefüllte – im Atomjargon „konditionierte“ – Abfälle lagerten 60.798 Tonnen „nicht wärmeentwickelnder“ und 1.928 Tonnen „wärmeentwickelnder“, also stark strahlender Müll. Die Fässer stehen vor allem in AKW, Forschungseinrichungen und Wiederaufarbeitungsanlagen. Derzeit werden in Deutschland 19 Reaktoren an 14 Standorten betrieben. rem